
Rantanplan spielten Ende April im Circus Maxismus und Dennis vom Soundchecker.Koeln konnte endlich mmal mit Torben dem Frontmann und Bandgründer ein wenig plaudern.
Schön, dass es endlich mal geklappt hat, nach Corona und Bahnstreik etc. Freut mich.
Torben Meissner: Ja mich auch, unser Basser ist unlängst ja verstorben und wir wollten uns immer mal treffen und immer kam mir was dazwischen und nun ist es zu spät und das trage ich mit mir rum. Ich bin nicht lebensängstlich, aber das beschäftigt einen natürlich schon sehr. Das Leben ist so filligran und wir benehmen uns als hätten wir ewig Zeit.
Beim Hören der Ahoi hab ich mir gedacht, dass da eine ganze Menge Seemannsgarn vorkommt, Zufall oder gar ein Konzept?
Die Ahoi sollte eine Seemansscheibe werden irgendwie. Das war die erste Platte in der ich den Namen und das Cover schon vorher als Idee hatte und ich dachte das füll ich jetzt mit meinem Seemannsgarn. Ich komme aus einer Seemansfamilie und da kenne ich die ganzen alten Geschichten natürlich und konnte da auch ganz viel runtertexten. Hafenromantik und so, ist genau mein Ding. Ich war mit 10 Jahren mit meinem Opa, der mich auf seinem Segelschiff mitnahm auf Tour und das hat mich sehr geprägt. Und da liegen auch meine Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume und deswegen war es auch so wichtig Ahoi aufzunehmen. Wir machen zwar aktuell wieder was ganz Anderes, weil eigentlich könnte man da jetzt schnell einen Nachfolger aufnehmen, aber das turnt mich irgendwie ab.
Was kommt als nächstes?
Was total unkommerzielles. Deutsch-sprachiger Horrorskapunk. 1 Minute Dauer der Songs, eher Motörhead als Specials. Aber jetzt mal ehrlich, Ahoi mussten wir zweimal produzieren, die erste Aufnahme war derartige depressive Säufermusik. Vor Corona hätte man das machen können, aber nach Corona war das mit einem erneuten Runterziehen echt nichts. Also haben wir die Ahoi nochmal in schön und in hoffnungsfroh aufgenommen.
Glaubst du, dass Corona die Welt gespalten hat?
Total, seitdem gibt es in der Gesellschaft das Problem, das man sich gar nicht mehr miteinander unterhalten kann, Es gibt eine Like oder eine Dislike Gesellschaft. Entweder Massnahmen toll finden oder leugnen. Es gibt nur noch Schwarz oder weiß, dazwischen findet nichts mehr statt. Als ich anfing hatte jeder Punker seine ureigene Verschwörungstheorie, am Start und das war immer auch charmant. Klar, da waren manche dabei, da brauchstest du einen Aluhut. Aber in was für einer Welt leben wir? Die Politik und alle die uns regieren, die USA etc. produzieren ja diese Verschwörungstheorien. Egal ob CIA Files unter Verschluss gehalten werden, wie die legendären Kennedy Akten oder oder oder, das ist ganz schlimm geworden. Alle sind sofort Schwurbler und das ist ganz schwierig. Der eine hört dem anderen eh nicht zu. Man muss wieder zuhören lernen und das mit einer Toleranz.
Wie hat Ahoi ursprünglich geklungen?
Es entwickelte sich mehr und mehr zu einem sinnlosen Unterfangen. Es ging in den Texten nur um Alkohol und Saufen . Unsere erste Single hieß nicht grundlos Nüchtern betrachtet. Also nüchtern betrachtet, ist besoffen alles besser, du verstehst?
Ihr macht seit Jahren Musik, wie schwer ist es da eine Setlist zusammenzubauen?
Ja, aus 170 Songs eine Setlist zusammenszustellen, die jedem Rantanplan Fan gefällt ist echt nicht leicht. Man guckt ob man alte Songs wieder reinnimmt, neue sind eh dabei. Wir gehen auch auf Publikumswünsche ein. Also nicht, das was dazwischen gerufen wird, aber wenn uns Leute schreiben, dass ihnen ein Song am Herzen liegt und dann kommen noch 3-4 weitere die die Nummer gerne hören, dann merken wir, dass das ein Bedarf ist und den erfüllen wir gerne.
Oder wir gucken, wie letztens bei Spotify bei denen war An/Aus der meist gehörte Song und das übernehmen wir dann natürlich auch auf die Setlist.
Gibt es Songs die ihr spielen müsst. Unbekanntes Pferd oder so??
Das haben wir ein paar Mal nicht gespielt, aber die Leute wollen das oder Hamburg 8 Grad Regen, da würden wir Leute enttäuschen, die zu unseren Shows kommen und das will ja niemand. Das sind alles Klassiker und es wäre blöd, die wegzulassen. Die Leute wollen es hören, wir wollen es spielen und in der Liveatmosphäre befeuert man sich gegenseitig und dann ist alles gut. Wenn man Lieder spielt, die keiner hören will, dann merken wir das und lassen sie irgendwann weg. Ehe die sich alle umdrehen oder gehen 🙂
Wie kam es zum Cover von Land in Sicht des hoch verehrten Rio Reiser, ihr covert gerne, siehe Funny van Dannen oder oder?
Rio Reiser hör ich immer noch sehr viel, Ton Steine Scherben und so und als wir den zweiten Anlauf für das Ahoi Album unternommen haben, fehlte ein Cover. Land in Sicht ist das positivste Lied der Scherben, die ja auch sehr depressive Songs hatten. Das Lied ist ein kleiner Rettungsanker. Man fühlt sich besser wenn man es spielt, man fühlt sich besser, wenn man es hört. Es macht die Welt ein kleine bisschen besser
Die Spielfreude ist bei Rantanplan noch immer da.
Genau, wir hatten jetzt eine Pause von 6 Wochen, da hat man automatisch Spielfreude.
Unterschiede zum Touren heute und früher?
Früher hat man 14 Tage am Stück getourt, einen Tag frei ansonsten gab es immer ein Konzert. Man ist im Norden losgefahren und im Norden angekommen. Heute ist alles anders. Man spielt häufig nur freitags samstags, sonst lohnt sich das nicht, das rechnet sich nicht, da kommen keine Leute. Das hat sich zu so einer Kultur am Wochenende Nummer entwickelt. Es verändert sich aber gerade wieder, wir haben ja WIZO suppuotet und die sind 2 Monate am Stück auf Tour gewesen. Das finde ich sehr geil und ich hoffe diese Zeiten kommen wieder.
Vielen Dank!!
Text: Dennis Kresse
Credits: Michael Raadts


