
Hier muss ich kurz persönlich und privat werden. Ich bin mit Lloyd Cole & The Commotions groß geworden. Mitte der 80er gehörte „Rattlesnakes“ zu den ersten Platten, die ich mir überhaupt kaufte. Ich reiste damals bei der Tour mit The Negatives (eine andere Begleitband) nach Berlin und Hamburg und sehe mir auch heute noch seine Soloshows oder die Duo-Shows an. Dass er mal so nah an meinen Wohnort kommt (rund 2km Entfernung) und auch noch eine Begleitband mit dabei ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Die Vorfreude war also entsprechend hoch, die Erwartungshaltung auch. Doch leider trifft dies nicht auf die Kölner zu. Das Konzert ist leider nicht gut besucht.
Lloyd Cole kommt ohne Support aus und beginnt mit der Ballade „Don’t look back“ den Abend. Eine Ballade, die wunderbar nur mit Gitarre gespielt klingt und gut funktioniert. Dann gesellt sich ein Trio als Band hinzu. Niemand Geringeres als Neil Clark an der Gitarre sowie Blair Cowan an den Keyboards begleiten ihn mit durch den Abend. Das sind zwei Mitstreiter, die schon als Commotions von Anfang an mit am Start waren. Einzig Signy Jacobsdottir am Schlagzeug und Percussion ist „neu“.
Aufgeteilt hat Lloyd Cole das Set in zwei Teile, was durch eine Pause unterbrochen wird. Der erste Teil ist ruhiger, der zweite Teil ist etwas rockiger. Hier haben sowohl Clark als auch Cole eine E-Gitarre in der Hand. Der Sound ist allzeit stimmig und genussvoll und so hält es auch das Kölner Publikum. Während der Songs eher genießerisch auf den Sitzplätzen verweilend, aber am Ende stark applaudierend und rufend. Auch wenn anfangs einer der älteren Songs erkannt wird, zeigt man dies mit freudigem Applaus.
Lloyd Cole fasst sich bei den Ansagen kurz, der geborene Entertainer war er nie. Aber Humor blitzt hier und da durchaus auf.
Es ist schön, die alten Stücke zu hören, alleine von der Ära mit den Commotions finden zehn im Set Platz. Auch, dass er das aktuelle Album „On Pain“ mit nur drei Stücken fast außer Acht lässt, ist womöglich gut so.
In den rund zwei Stunden gibt es einen beachtlichen Streifzug durch über 30 Jahren, fast 40 Jahren Lloyd Coles musikalischen Schaffens. Es klingt dabei aber etwas langsamer, zahmer, leiser als auf den Alben. Das schmälert jedoch nicht die Kunst des Quartetts die zeitlose Musik, auf die Bühne zu bringen.
Die Setlist selbst ist durchaus für Kenner. Natürlich kommen Hits vor aber längst nicht alle. Mit „Lost Weekend“ machte er sich hier auch durch einen TV-Auftritt bei Formel Eins einen Namen, in Köln jedoch wird dieser Titel nicht gespielt.
Es wirkt ein bißchen so, als hätte Lloyd Cole sich selbst einen Traum oder Wunsch verwirklicht. Noch einmal mit Band auf Tour und die Lieder so spielen, wie er es mag. Das ist ihm anzumerken und deshalb ansteckend.
Sollte er nochmal in mein Nähe kommen, werde ich wieder dabei sein.
Setlist Lloyd Cole:
Set One
Don’t Look Back
Mr. Malcontent
Trigger Happy
On Pain
Why I Love Country Music
Headlights
No More Love Songs
My Other Life
2cv
Undressed
Tried to Rock
Rattlesnakes
Are You Ready to Be Heartbroken?
Set Two
No Blue Skies
Night Sweats
Minor Character
Violins
Blue Like Mars
Mister Wrong
Pay for It
Perfect Skin
Wolves
Perfect Blue
Myrtle and Rose
The Idiot
Brand New Friend
Forest Fire
The Young Idealists
Mainstream
Text: Jan Rombout
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