Sweet Home Alabama auch in Bonn!

Lynyrd Skynyrd-Simon McBride-Julian Sas – Kunstrasen Bonn, 05.07.2025

Es war ein Abend, wie man ihn selten erlebt: Die Sonne über dem Bonner Kunstrasen senkte sich langsam, als Julian Sass die Bühne betrat – und kurz darauf eine Rock-Legende ihren Triumphzug feierte. Der Konzertabend am Rhein verband drei Generationen von Gitarrenmusik – und zeigte: Handgemachter Rock ist alles andere als von gestern.

Den Auftakt machte der niederländische Gitarrist und Sänger Julian Sas, der mit seinem energiegeladenen Bluesrock gleich klar machte, dass der Blues lebt – und zwar mit ordentlich Schub. Sas erinnerte mit seiner Stimme und seiner Bühnenpräsenz an eine Mischung aus Rory Gallagher und Stevie Ray Vaughan, brachte aber immer genug Eigenes mit, um mehr zu sein als bloß ein Retro-Act. Seine Soli waren lang, aber nie selbstverliebt – sie erzählten Geschichten. Das Publikum war sichtlich angetan und ließ sich trotz früher Uhrzeit bereits auf die erste Gitarrentaufe des Abends ein.

Simon McBride: Virtuose Wucht mit Understatement
Danach übernahm Simon McBride – bekannt als Gitarrist von Deep Purple – die Bühne mit einer Mischung aus britischem Bluesrock, Fusion und Hardrock. Was der Mann an den Saiten abliefert, ist technisch brillant und gleichzeitig emotional geerdet. Statt Showeffekten gab’s Songdienlichkeit und Groove. Ob in eigenen Stücken oder Covers – McBride und seine Band spielten tight, lässig und immer mit einem Augenzwinkern. Für viele im Publikum: das heimliche Highlight des Abends.

Lynyrd Skynyrd: Die Legende lebt
Als es schließlich dunkel wurde, füllte sich der Kunstrasen mit Südstaaten-Nostalgie. Lynyrd Skynyrd betraten die Bühne – und plötzlich war man mitten in einem Rock’n’Roll-Roadmovie. Klassiker wie „Simple Man“, „Gimme Three Steps“ oder natürlich das epische „Free Bird“ wurden zelebriert, nicht einfach gespielt. Auch wenn heute kein Originalmitglied mehr dabei ist, bewahren die Nachfolger um Johnny Van Zant das Erbe mit Würde und Energie. Besonders bewegend: das musikalische Gedenken an die verstorbenen Bandmitglieder, das auf der Videowand mit Archivmaterial unterlegt wurde – Gänsehaut pur.

Fazit:
Der Abend auf dem Bonner Kunstrasen war eine kraftvolle Reise durch musikalische Generationen: Vom feinsinnigen Storyteller Julian Sass über den virtuosen Simon McBride bis hin zur Southern-Rock-Institution Lynyrd Skynyrd. Wer dachte, der klassische Rock habe sich totgelaufen, wurde hier eines Besseren belehrt – mit jeder Note.

Text: Dennis Kresse

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