40. Jubiläum! Family*5 und Die Zimmermänner veröffentlichen Jubiläums-Best-Ofs am 12.11.2021

Family *5 – Ran! Ran! Ran! – The Best of Family*5 Vol. 1 ( 12.11.2021)

„Nur 5000 Leute kauften das Debütalbum von Family*5. Aber jede*r, der es kaufte, gründete eine Band“ (Sprichwort)

1981 gründeten Peter Hein und Xao Seffcheque Family*5 und im selben Jahr erschien auch die erste Veröffentlichung von Family*5: Die 12“ „Tanzmix“ mit dem Hit „Bring Deinen Körper auf die Party“. 1981…Das war vor Jahren, um genau zu sein vor 40 Jahren. Wenn das nicht Anlass genug ist, „eine der wichtigsten deutschen Bands aller Zeiten“ (Spex) mit einer Best-Of-Compilation zu ehren und zu würdigen. „Ran!Ran!Ran! – The Best Of Family*5 Vol. 1“ enthält 14 Songs aus 40 Jahren, ausgewählt von Xao Seffcheque höchstselbst, 14 Songs zwischen Punk und Soul und Funk, zwischen Dexys Midnight Runners und Flamin‘ Groovies und dem Ratinger Hof. „Ran!Ran!Ran!“ lässt keine Wünsche, allerdings etliche Fragen offen: Ist Peter Hein der beste zeitgenössische Texter und Sänger dieses Landes? Ist Xao Seffcheque der beste Rhythmus-Gitarrist westlich des Rheins? Und haben die F*5-Bläsersätze tatsächlich „soviel Energie, dass sie locker den Atomausstieg hätten kompensieren können?“ (nochmal Spex). Ja, Ja und Ja! möchte man nach dem ersten Hören dieser Werkschau ausrufen und konstatieren: Family*5 sind die wichtigste Band dieses Landes. Zumindest für 5000 Leute.

Was habe ich als Jugendlicher Ende der 80er immer nach Düsseldorf geschaut, was gab es da nicht für tolle Bands. Nein, nicht Kraftwerk…, obwohl, die natürlich auch, ich meine Stunde X, Start, Die Profis… und FAMILY*5! Die ganzen Hamburger Bands später in den 90ern, die waren alle schon prima, aber der Real-Deal, das waren für mich die Düsseldorfer. Die hatten Melodien und Texte, die ich verstand. Und die hatten alle einen Beat, der nach vorne ging, kein Geseier. Und Family*5, die hatten die magische Formel gefunden: Power Pop mit Bläsern! Wie cool ist das, wie viele Bands gibt es, die so was gemacht haben bzw. wie im Falle Family*5 immer noch machen? Eben. Ob bewusst oder unbewusst hatten Family*5 immer einen großen Einfluss auf meine eigene Musik. So spielte ich früher in einer Band welche ebenfalls eine „5“ im Namen trug aber freigeistigerweise zu sechst war („Die 5 Freunde“), Trompeten, Saxophone und Posaunen sind bei den Bands, in denen ich mitspielen durfte, auch immer gerne gesehen und das Cover unserer Superpunk-Debütplatte „A bisserl was geht immer“ zierte ebenfalls ein britisches WW2-Flugzeug, nicht unähnlich dem Flugzeug auf dem Resistance-Cover. 2016 hatte ich dann das Vergnügen, für Tapete Records die zweiteilige Compilation-Reihe „Falscher Ort, Falsche Zeit“ zusammen zu stellen. Da durften die mächtigen Family*5 natürlich nicht fehlen. Vielleicht waren diese Compilations sogar Stein des Anstoßes, dass Family*5 sich nach längerer Zeit wieder zusammentaten und bei uns zwei großartige Alben („Was zählt“ 2016 und „Ein richtiges Leben in Flaschen“ 2018) veröffentlichten.

Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mich so opimäßig frage, warum es heutzutage nicht mehr Bands wie Family*5 gibt. Bands mit Beat, Bands mit solchen Texten, Bands mit Bläsern, Bands zu deren Musik man Soul UND Pogo tanzen könnte. Und dann fällt mir ein, dass auch früher – zumindest in Deutschland – solche Bands dünn gesät waren. Und solange es nicht mehr Bands wie Family*5 gibt, müssen sie einfach weitermachen. Es war übrigens ziemlich schwierig, aus dem F*5-Gesamtwerk die besten Hits für „Ran!Ran!Ran! – The Best of Family*5 Vol. 1“ zu destillieren, es gibt einfach zu viele gute Songs von denen. Sind wir ganz schön ins Schwitzen gekommen. Xao und Janie sind dann auf die gute Idee mit dem „Vol. 1“ gekommen. Und nach dem ersten Durchhören von Vol. 1 werdet ihr das auch für eine gute Idee halten und euch genau wie ich auf „Ran!Ran!Ran! Vol. 2“ freuen.

Carsten Friedrichs/Tapete Records

Die Zimmermänner – Goldene Stunde (alle Hits 1980-2017) (12.11.2021)

„Pop für Menschen, die nicht automatisch ihr Gehirn ausschalten beim Musikhören.“ (Spiegel Online)

Die lange überfällige erste Best-Of-Compilation der Hamburger Pop-Outsider um Timo Blunck (auch Palais Schaumburg) und Detlef Diederichsen, dem Fun Boy 2 aus Hamburg-Hummelsbüttel, beinhaltet alle Hits, angefangen vom kratzigen 1980er Ska „So Froh“ über den eleganten funky Gitarren-Pop vom „1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben“-Album aus dem großen Pop-Jahr 1982; alle Hits vom 84er Meisterwerk „Goethe“ bis zu den schönsten Liedern der Spätwerke „Fortpflanzungssupermarkt“ und „Ein Hund namens Arbeit.“ Zusammengestellt von Detlef Diederichsen, Linernotes von Diederichsen und Blunck.

Als wir das letzte Mal nachgeschaut haben fiel uns auf: Es gibt immer noch kaum Bands wie Die Zimmermänner. Genau genommen gibt es gar keine Band wie Die Zimmermänner. Zumindest nicht hierzulande. Ist ja auch schwer, kann man eigentlich nur dran scheitern. Aber absolut unverständlich. In normalen Ländern müsste eine solche Band etliche Nachahmer und Nachahmerinnen gefunden haben, junge Gitarren-Bands aus Hamburg, Berlin oder Paderborn müssten in Interviews bekennen: “Beeinflusst bei der Produktion unseres neuesten Meisterwerks haben uns hauptsächlich die späten Velvet Underground, der frühe Prince … und Die Zimmermänner!“

Vielleicht wird diese Zusammenstellung diesen Umstand ändern. Als wir das letzte Mal nachgeschaut haben fiel uns nämlich auf, dass es auch noch keine „Best of Die Zimmermänner“-Compilation gibt. Kann ja wohl nicht angehen! Zwar gab es das Gesamtwerk 1980-1985 in Form der 5-CD-Box „Die Wäscheleinen waren lang“ aber die war ratzfatz vergriffen und erschien auch schon vor ein paar Monden. Nun also zum 40jährigen Bandjubiläum endlich „Goldene Stunde (alle Hits 1980-2017)“, fachkundig zusammengestellt von Detlef Diederichsen, zusammen mit Timo Blunck, Nukleus und ständiges Mitglied der Zimmermänner. Alle Hits! Von den Ska-Anfängen ihrer ersten Single („So froh“) über den „Sound of young Hummelsbüttel“ ihres Debütalbums „1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben“, von ihrem zweiten Album „Goethe“, auf welchem Blunck seinem Ziel Bryan Ferry und Diederichsen seinem Ziel Van Dyke Parks zu sein erstaunlich nahe kamen, über ihr erstaunliches Comeback-Album „Fortpflanzungssupermarkt“ bis zum vorläufig letzten Geniestreich „Ein Hund namens Arbeit“ von 2014. Dazu noch Raritäten wie etwa das Sterne-Cover „Passwort“ – das ist wahrhaftig eine „Goldene Stunde“!

Die Zimmermänner – sie waren Pioniere in Popperklamotten. Sie schufen etwas, was es hier so nicht gab, nämlich einen deutschsprachigen eleganten Pop. Sie klingen hier wie The Monochrome Set und Lord Kitchener gleichzeitig und dort wie The Zombies und Dr. John… auch gleichzeitig. Eigentlich klingen sie immer wie Die Zimmermänner. Und das ist einzigartig. Noch dazu sind Blunck und Diederichsen Texter, wie es sie kein zweites Mal gibt. Wie Wilhelm Busch und Morrissey gleichz… aber lassen wir das. Die Zimmermänner sind Die Zimmermänner. Eigentlich kein Wunder, dass es keine andere Band wie Die Zimmermänner gibt. Man kann eigentlich nur dran scheitern. Jungen Bands aber sei zugerufen: Hört die „Goldene Stunde“ und versucht es trotzdem!

Carsten Friedrichs

Text: Pressemitteilung

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