10 Fragen an Jante

Nach 4 EPs erscheint am 15.03.24 das Debütalbum „Menschen sind komisch.“ von Jante

Auf „Menschen sind komisch“ begegnen sich der Pauschaltourist, der nie genug bekommt, und der Backpacker, der mit allem zufrieden ist. Es trifft der ewig unzufriedene Verschwörungstheoretiker auf den für alles Dankbaren, der Antrieblose auf den Getriebenen, der Eigenbrödler auf den, der an einer Beziehung festhält, obwohl er sie eigentlich schon längst hätte beenden sollen, der Verliebte auf den Verzweifelten.

„Menschen sind komisch“ zeigt unsere schönsten, aber auch unsere schlechtesten Seiten und findet seinen Platz genau dort, wo wir uns selbst oft wiederfinden – in der Unsicherheit darüber, wer wir eigentlich sind und wie wir es eigentlich schaffen, mit all den Widersprüchen klarzukommen, denen wir alleine schon in uns selbst begegnen.

Wir haben das zum Anlass genommen und haben Jan und Tim (Jante) unsere 10 Fragen geschickt.

Wie würdet ihr den Erschaffensprozess eures Debütalbums charakterisieren?

Jan:
Die Entstehung des Albums war ein krasser Prozess für uns und das größte Projekt, dass wir mit Jante bisher angegangen sind. Angefangen das vor zweieinhalb Jahren, als wir mit „Alles gut“ die erste Single aufgenommen haben. Wir wussten zunächst noch nicht, ob das in ein Album münden wird. Wir haben halt nach mehreren EPs gesagt, dass wir jetzt erstmal einige Singles veröffentlichen und uns auch ausprobieren wollen, ohne uns da irgendwie in ein Korsett zu zwingen und zu sagen, die nächsten Songs müssen homogen zueinander sein und zusammenpassen.

Tim:
Wir wollten einfach die besten Songs schreiben, die wir schreiben können. Und so ist Single für Single entstanden und irgendwann haben wir dann gesagt: Jetzt ist der Moment da, ein Album mit all den Singles der letzten zweieinhalb Jahre und einigen neuen Songs draus zu machen. Und „Menschen sind komisch“ ist das Ergebnis, unser erstes Album überhaupt. Und wir sind mega happy damit. Es ist genau das geworden, was uns und unsere Musik widerspiegelt über die letzten zwei Jahre.

Euer Debüt heißt „Menschen sind komisch“. Was ist der Hintergrund des Titels?

Tim:
Der Hintergrund des Titels „Menschen sind komisch“ ist, dass wir Menschen einfach ganz unterschiedliche Seiten haben und genauso sind ja auch die Songs auf dem Album ganz unterschiedlich. Da sind gefühlvolle, emotionale Songs drauf, aber ironische Songs, die auch kritisch und direkt sind. Wir haben in der Vergangenheit auch immer mal wieder das Gefühl gehabt, dass wir uns selber einschränken, wenn wir sagen, wir machen deutschen Folk und Folk funktioniert aber nur gefühlvoll mit Weite, Natur, Verträumtheit. Aber wir selbst sind halt auch nicht immer nur verträumt und emotional, sondern eben auch mal albern oder kritisch.

Jan:
Wir haben wie alle anderen Menschen auch verschiedene Seiten, im Positiven wie im Negativen. Der Mensch ist zu allem fähig. Er kann im einen Moment herzlich und liebevoll sein und und sich um Menschen kümmern, die ihm wichtig sind. Und im nächsten Moment ist er absolut rücksichtslos zur Umwelt oder zu Menschen, die ihm weniger bedeuten. Ich denke, jeder von uns hatte den Gedanken schon mal, dass Menschen komisch sind.

Wie ist eure Erwartungshaltung mit den Songs des Albums?

Tim:
Uns ist es vor allem wichtig, dass die Songs den Menschen, die sie hören und hören werden, was bedeuten. Also dass ihnen die emotionalen Songs nah gehen und sie berühren und dass sie sich aber auch die ironischen, kritischen Songs zu Herzen nehmen, vielleicht auch mit einem Schmunzeln. Ich glaube immer, dass Ironie irgendwie der bessere Weg ist, jemanden zu erreichen, als mit dem Finger drauf zu zeigen und zu sagen: „Du bist böse! Du machst das falsch! Du musst das anders machen!“ Denn über Ironie kommt man selber zu dem Schluss, dass man was ändern könnte, was in meinen Augen viel wirkungsvoller ist.

Jan:
Ansonsten ist das Album für uns schlichtweg ein Meilenstein in unserer Musikkarriere. Wir machen das ja jetzt schon eine Weile und nach vier EPs jetzt ein Album rauszubringen – auch noch mit Vinyl, was für uns auch das erste Mal ist – das ist für uns was ganz Besonderes.
Ich könnte jetzt auch Streamingzahlen nennen, die wir uns erhoffen oder Verkäufe und das ist auch alles schön und gut und gehört, wenn man von der Musik leben will, auch dazu. Aber was am Ende wirklich zählt für uns ist, dass unsere Musik Menschen etwas bedeutet, so wie sie uns etwas bedeutet.

Wie kann man generell sagen, entsteht ein typischer Song von Euch, von der Inspiration bis hin zum fertigen Song?

Tim:
Wie Songs bei uns entstehen hat sich über die Jahre bzw. von EP zu EP oder jetzt zum Album immer wieder gewandelt. Deswegen gibt’s da nicht den typischen Weg. Bei ein paar Songs auf dem Album kam das grundlegende Gitarrengriff von mir, aber in der Regel hat es in letzter Zeit bei uns immer so funktioniert, dass ich verschiedene Gitarrenriffs geschrieben hatte und dann haben wir uns zusammengesetzt und Jan hat gesagt:“Tim, spiel mir doch eine von deinen Ideen vor!“

Jan:
Und dann bin ich so meine Texte durchgegangen und habe überlegt, was könnte gut passen.
Und das ist dann auch das Besondere bei uns, weil da kommen eigentlich immer zwei Dinge zusammen, die nicht füreinander geschaffen wurden. Am Anfang von Jante habe ich die Songs noch oft mehr oder weniger allein geschrieben und man merkt dann schon irgendwann, dass man sich so bisschen im Kreis dreht, weil man die Songs dann immer wieder auf eine ähnliche Art und Weise schreibt. Und das ist halt überhaupt nicht mehr so jetzt, weil einfach immer wieder was Neues entsteht, was man so nicht planen konnte.

Warum sollte man Euch unbedingt live anschauen?

Jan:
Man sollte uns live anschauen, weil’s hat einfach Spaß macht und bei allem was Streaming oder auch die Verlagerung in den digitalen Raum, was z.B. virtuelle Konzerte und Livestreamkonzerte angeht, nichts davon die Atmosphären eines richtigen Konzertes vor Ort ersetzen kann. Das Besondere bei uns ist halt auch einfach die Viezahl an Instrumenten, die zum Einsatz kommt. Alleine Tim spielt ja mit E-Gitarre, Akustikgitarre, Banjo und Mandoline schon immer mindestens vier verschiedene Instrumente auf der Bühne.

Tim:
Generell finde ich auch einfach, dass auf einem guten Konzert eine ganz besondere Magie entsteht an so einem Abend. Wir haben das ja auch auf unserer letzten Clubtour mit Band erlebt, dass wir dann am Ende einfach unplugged in der Mitte des Publikums gespielt haben und alle haben mitgesungen und den Moment in sich aufgesogen. Davon zehren wir als Musiker und auch unsere Fans, weil das einem einfach so ein schönes Gefühl gibt, das noch lange nachhallt.

Welche drei Dinge sollten der Erfahrung nach auf keinem Fall im Tourgepäck fehlen?

Jan:
Auf keinen Fall fehlen sollte unser Dominion-Koffer. Wir sind ja so bisschen Brettspiele-Nerds und unser gemeinsames Lieblingsspiel nennt sich Dominion. Da hat Tim mir zum Geburtstag auch eine eigene Erweiterung designt und erstellt mit neuen Spielregeln. Und ich habe da mittlerweile so ein megaschweren Aktenkoffer, wo alle Erweiterungen drin sind, damit wir nicht die ganzen Spieleboxen mitschleppen müssen. (lacht) Und wenn wir abends noch Zeit haben, dann wird vorm Schlafengehen noch eine Runde gezockt.

Tim: Ansonsten sollte auf jeden Fall eine Akustikgitarre dabei sein, denn auch wenn wir alles andere vergessen hätten, könnten wir mit einer Gitarre und zwei Stimmen immer noch eine Show spielen.

Jan:
Und unser riesiger antiker Merchkoffer, schon alleine aus dem Grund, damit ich mich den ganzen Tag darüber beschweren kann, wie schwer dieser Koffer ist und dass ich den wieder das Treppenhaus hoch und runter schleppen und dabei fast die Treppen runter gefallen bin. (lacht)


Welches Lied hättet ihr gerne selbst geschrieben und warum?

Jan:
Ich kann da für mich sagen: Alligatoah – Wie Zuhause. Alligatoah ist einer unserer größten Einflüsse, was Texte angeht und wir haben mit unserem Song „Alles Inklusive“ ja so bisschen in die gleiche Kerbe gehauen wie „Wie Zuhause.“ Aber dieses Lied ist einfach ein Meisterwerk. Jeder Part ist musikalisch vollkommen anders und trotzdem fällt einem das im ersten Moment gar nicht, dass sich da nichts wiederholt. Also musikalisch absolut krass und der Text ist einfach wahnsinnig gut, geistreich und wortwitzig. Wirklich ein großartiger Song.

Tim:
Ich denke über sowas eigentlich nicht nach. Es ist ja gut, dass andere Leute Lieder schreiben, die mir gefallen, die mich berühren. Wo sollte ich sonst die Inspiration für eigene Songs hernehmen?
Und wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte den und den Song gerne selbst geschrieben, dann würde er ja auch nicht so sein, wie er ist und wie ich ihn mag.

Mit wem würdet ihr gerne mal zusammen ein Stück aufnehmen?

Jan:
Auf jeden Fall mit Mighty Oaks. Die sind ja auch der Grund, warum es Jante überhaupt gibt. Ich habe die damals entdeckt und die Musik hat mich so geflasht, dass ich das Gefühl hatte, dass ich sowas auch machen will. Ich habe dann erst auf Englisch geschrieben und dann habe ich mir gedacht: Folk muss doch auch auf Deutsch funktionieren. Und das war im Endeffekt der Beginn von Jante. Ohne Mighty Oaks würde es uns nicht geben, die haben unser Leben sozusagen komplett verändert. Und deswegen wäre es natürlich eine Riesenehre, einen Song mit der Band zu schreiben oder auch einfach mal Support bei ihnen zu spielen. Das wäre auf jeden Fall ein Lebenstraum für uns.

Wo seht ihr Euch und eure Musik in 10 Jahren?

Tim:
In zehn Jahren – bzw. im Grunde schon eher – wollen wir an dem Punkt sein, wo wir deutschlandweit Venues spielen können, bei denen 400-500 Leute kommen, auf den großen Festivals präsent sein und einfach wirklich gut von der Musik leben können.

Vervollständigt bitte den folgenden Satz: Musik ist für uns die Welt, weil …

Jan:
die Welt ohne Musik nicht unsere Welt wäre. (lacht)

Danke für das nette Gespräch.

Das Album kann jetzt als Vinyl, CD oder im schicken Merch-Bundle unter www.jantemusic.de/shop vorbestellt werden.

Text: Dennis Kresse

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