
Alljährlich und inzwischen traditionell macht zum Jahresbeginn Wladimir Kaminer in Köln Halt. In den letzten Jahren stellt er im Kölner Gloria sein jeweils aktuelles Buch vor. 2025 heißt es „Mahlzeit! Geschichten von Europas Tischen“. Und doch verzettelt sich Kaminer sehr sympathisch und charmant in seinen Erzählungen kommt von einem auf ein anderes Thema und springt in seinen Gedanken hin und her. Das darf nicht missverstanden werden, denn dieses Spontane ist gewollt und gekonnt. Ihm zu folgen ist stets möglich und es wird niemals wirr oder gar undurchsichtig. Textpassagen liest er kaum und auch das genannte Thema lässt sich nicht wirklich erkennen. Aber stört das jemand? Keineswegs.
Und so erzählt er zeitweise über seine Kinder, die das Klima und die Ernährung mehr im Blick haben als er oder lustige Anekdoten aus seiner Hausgemeinschaft. Doch es geht nicht nur lustig zu. Auch mit Eindrücken sowie Wissenswertem kann er glänzen. So erzählt er wie die Eltern seines koreanischen Freundes und zeitweise Co-Autors Martin Huyn sich kennengelernt haben. Er als Gastarbeiter durfte nur befristet bleiben, Sie als Pflegekraft unbegrenzt und so gab es eine Art Speed-Dating in einem Reisebus.
Zuerst stiegen die Herren ein und ließen einen Sitz frei, die Damen konnten sich dann zum Angenehmsten oder Interessantesten setzen. Der „Love-Bus“ war geboren. Und so ist es von allem ein bisschen: Interessant, ernst, traurig und doch überwiegend lustig, erzählt Kaminer somit aus allen Lebensbereichen seine Geschichten und Anekdoten. Das wirkt dabei eher so, als höre man einem Freund zu, den man länger nicht gesehen hat. Ähnlich scheint es auch Kaminer zu sehen, denn er lobt Köln, das Publikum aber auch das Gloria als Stätte sehr. Zwei Stunden ist es ein netter Plausch und Anfang 26 sind bestimmt viele Besucherinnen und Besucher wieder am Start.
Text: Jan Rombout
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