
Wenn eine Band wie The Jeremy Days in akustischer Trio-Besetzung auftritt, darf man keine lauten Gesten erwarten – aber große Gefühle schon. Und genau das ist es, was das Publikum an diesem Abend bekommt: ein warmes, ehrliches Konzert, das sich eher wie ein Wohnzimmerabend unter Freunden anfühlt als wie ein Pop-Event. Mit „Don’t Tell Me You Care“ eröffnen The Jeremy Days ihr Set – reduziert, klar, fast zerbrechlich. Die akustischen Gitarren, begleitet von dezenten Percussion-Elementen und der markanten Stimme von Dirk Darmstaedter, füllen den Raum mit sanfter Melancholie.
Schon hier wird deutlich: Diese Songs, die in den 80ern und 90ern Radiohits sind, gewinnen unplugged eine neue Tiefe. „My House“ und „Starting to Pretend“ folgen, beide getragen von ruhiger Eleganz. Man spürt, wie vertraut sich die Musiker sind – jedes Lächeln, jeder Blick ist ein Hinweis auf Jahrzehnte gemeinsamer Geschichte. Besonders „When the Wheels Blow Round“ wirkt fast wie ein stilles Gespräch zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Aber auch ihre Gesänge ergänzen sich sehr harmonisch und lassen Gänsehautfeeling aufkommen.
Als die ersten Akkorde von „Big Lie“ erklingen, geht ein leises Murmeln durchs Publikum. Viele im Raum singen mit – nicht laut, sondern andächtig. The Jeremy Days schreiben Songs, die für viele die Jugend prägen, und an diesem Abend klingen sie, als seien sie gerade erst neu entdeckt worden.
„That’s What I Call Love“ und „Beautiful Love“ bilden den emotionalen Kern des Abends – zwei Stücke, die in dieser akustischen Fassung eine fast intime Verletzlichkeit entfalten. Dann, mit „Into the Shadows“ und „Saved“, nimmt das Set spürbar Fahrt auf. Die Musiker spielen sich frei, der Groove wächst, das Publikum wippt mit. Besonders „Star into the Bluebirds“, ein tiefer Schnitt ins Repertoire, zeigt, wie souverän die Band auch abseits ihrer großen Hits klingt.
Nach einer kurzen Pause folgt der zweite Block: „It Is Time“, „For the Lovers“, „Cruelest Shadows“ – Songs, die perfekt in dieses Setting passen. Die Arrangements bleiben luftig, detailverliebt, aber nie überladen. Mit „The Deep Dark Night“ und „Cities of Music“ bekommt der Abend fast den Charakter eines musikalischen Storytellings. Dirk erzählt von alten Tourtagen, von Hamburg, von Nächten, die Musik bedeuten – und das Publikum hängt an seinen Lippen.
Als „Rome Wasn’t Built in a Day“ erklingt, ist klar: Das ist einer dieser Songs, die auch 30 Jahre später noch berühren, weil sie ehrlich sind. Mit „Loved“ und „This World“ verabschiedet sich das Trio – leise, aufrichtig und mit einem Hauch Wehmut.
Natürlich lässt das Publikum sie nicht ohne Zugabe gehen. Mit „Give It a Name“ und dem wunderbar nostalgischen „Rainbows Country“ klingt der Abend aus – zwei Songs, die all das bündeln, was diesen Auftritt so besonders macht: Wärme, Erfahrung und den Mut, es einfach schön zu lassen.
Ein Konzert, das weniger „Show“ als vielmehr „Erinnerung“ ist – aber im besten Sinn. The Jeremy Days Acoustic Trio in Bochum beweisen, dass gute Songs kein Jahrzehnt kennen und dass leise Töne manchmal die lautesten Emotionen tragen. Eine vergleichbare Veranstaltung im Rheinland hatte mehr Stimmung, mehr Mitmacheffekte seitens des Publikums, hier ist es genussvoller gewesen. Und das für mich, obwohl sehr knapp zu Beginn erst ankommend, noch Platz in der ersten Reihe möglich war, macht das Konzert perfekt.
Setlist The Jeremy Days:
Don’t Tell Me You Care
My House
Starting to Pretend
When the Wheels Blow Round
Big Lie
Wrapped in Broken
That’s What I Call Love
Beautiful Love
Into the Shadows
Saved
Star into the Bluebirds
It Is Time
For the Lovers
Cruelest Shadows
Never Too
The Deep Dark Night
Cities of Music
Rome Wasn’t Built in a Day
Loved
This World
Give It a Name
Rainbows Country
Text: Jan Rombout
Erzählt von uns:

