
Ich habe den gebürtigen Kölner Comedian irgendwann nachts beim Zappen entdeckt, als er einen kleinen Auftritt bei Comedy Central absolvierte. Ich fand ihn immerhin so gut, dass ich dranblieb und ihn mir merkte. Dann dauerte es etwas, bis der Termin passte und die Location barrierefrei und somit für mich geeignet war.
Sertaç Mutlus neuestes Programm heißt „Stimmen im Kopf!“ und handelt über Situationen im Alltag. Ein Eichhörnchen, welches in die Wohnung gelangt und so schnell nicht einzufangen ist, über Postboten, die die Pakete nicht bis nach oben vor die Haustür bringen, usw. Das erinnert alles an einen Humor, der in Richtung „Pastewka“ geht. Gut ausgearbeitet, mit persönlichen Details ausgeschmückt und angereichert, wie zum Beispiel den Umstand, dass er vor kurzem Vater wurde, erzählt er sehr authentisch, warmherzig und publikumsnah. Das ist wirklich auffällig, er spricht uns liebevoll an, reagiert auf die Leute, die zu spät kommen und lässt jederzeit uns gegenüber seine Demut spüren. Nach einer Pause liest und beantwortet er Fragen, die das Publikum in der Pause auf Zetteln aufgeschrieben hat. Auch hier eher ruhig und gemütlich und nicht hektisch und hampelnd über die Bühne rennend.
Nach dem Frageteil verändert sich etwas der Erzählstil. Knüpften zuvor die Situationen einander an und es ergibt sich daraus eine Erzählung, werden nun einzelne Szenen für sich berichtet, so dass es sich zum klassischen Stand Up wandelt. Dabei guckt er kaum spürbar und gekonnt auch auf seine Notizen, was der Stimmung und Geselligkeit keinen Abbruch tut. Und genau dies arbeitet Sertaç Mutlu heraus: Wir sind es, die sich auf den Weg machen und gemeinsam Zeit verbringen, obwohl wir sonst eventuell wenig gemeinsam haben. Und darauf habe er Lust: Den Austausch und die Gemeinsamkeiten zu zelebrieren und zusammenzuführen. Und das kann der Humor, das Publikum aber eben auch Sertaç Mutlu himself sehr gut. Chapeu und vielen Dank für diesen schönen Abend!
Text: Jan Rombout
Credits: Presse Sertac Mutlu


