Sarah Bosetti – 02.09.22 – Pantheon


Sarah Bosetti ist im Comedy-Bereich die Frau der Stunde. Neben Carolin Kebekus ist Bosetti inzwischen äußerst etabliert und in sämtlichen Medien omnipräsent. Angefangen hat sie im Poetry-Slam, den sie nie wirklich verlassen hat. Der Durchbruch kam mit poetischen, liebevollen Antworten auf Hasskommentare im Internet. Und so ist der Name gleichzeitig das Programm. Mit „Ich hab nichts gegen Frauen, Du Schlampe“ führt Bosetti an diesem Abend die sämtliche Niedertracht von Kommentaren und menschlichen Erregungen vor. Und sie verspricht uns so lange weiterzumachen und es ins Negative zu steigern, bis niemand mehr gute Laune hat.

Nicht falsch verstehen: Dass es Frauen wie Sarah Bosetti gibt, ist großartig. Sie legt den Finger in die Wunde, ohne selbst genauso primitiv zu antworten.

Dabei wäre Zurückpöbeln sicherlich der einfachere Weg. Und doch zeigen sich hierbei die Schwächen von Sarah Bosettis Programm. Um was geht es hier genau? Lesung, Lyrik, Satire, Kabarett? Bestenfalls von allem ein bisschen, Aber die Übergänge zu moderieren zwischen den gelesenen Geschichten, Anekdoten oder eben Antworten, dies liegt ihr nicht so. Zwar versucht sie auch das Publikum mit einzubeziehen, indem sie zum Beispiel fragt, ob jemand der Meinung ist, dass nicht mehr alles gesagt werden könne in Deutschland.

Dies bejaht jemand, sie fragt Warum und dann kommt aber nichts mehr. Andere wären darin geübter, beharrlicher und gewitzter auch auf so eine Situation entsprechend einzusteigen oder zu reagieren.

Das fällt ihr schwer und macht sie zugleich sympathisch und authentisch.Und das Versprechen zu Anfang? Dass wirklich alle schlechte Laune bekommen? Das löst sie ein. Indem sie nochmal an das Mädchen erinnert, dass sich mit Anne Frank verglich, weil sie in der Pandemie keinen Geburtstag feiern konnte. Schonungslos und akribisch arbeitet Bosetti in Stichworten Fakten ab, 25 Monate wirklich versteckt und geräuscharm und unauffällig leben zu müssen. Um dann doch zu sterben. Danach verlässt das Publikum ohne Applaus und sehr leise und sicherlich die meisten mit Kloß im Hals den Saal.

Und somit bleibt sehr offen und vage, was dieser Abend für jede Besucherin und jeden Besucher war. Und das muss man auch erstmal Können. Chapeau Sarah Bosetti

Text: Pressemitteilung

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