Plansoll erfüllt!

Der Plan – Unkapitulierbar

Ich soll was zu Unkapitulierbar von Der Plan sagen, aber was soll ich sagen und wie? Nicht weil das Album schlecht wäre, es ist das Gegenteil, es ist fantastisch! Aber wieso, warum, weshalb ist nicht ganz einfach.

Im Februar 2016 erwähnte Kurt Dahlke in einem Gespräch mit dem Soundchecker.Koeln, dass Der Plan wieder an gemeinsamen Material arbeitet. Schon zwei Jahre vorher hatten sich die Plan Mitglieder zum fünfzigsten von Andreas Dorau ausgesprochen und einen gemeinsamen Auftritt auf die Beine gestellt.

Man wolle sich nicht drängen lassen hatte Dahlke in der Bonner Harmonie erzählt. Es solle ein gemeinsames Projekt werden, keine Sammlung von individuellen Ideen. Also nahm man sich ein Jahr Zeit einander Ideen vorzustellen die dann gemeinsam verarbeitet wurden.

Herausgekommen ist Unkapitulierbar.

Ich muss zugeben, nach dem ersten Hören wollte ich einen Verriss schreiben. „Alles das gleiche“ oder „Haben wir vor 25 oder 30 Jahren schon gehört“. Aus Wut habe ich die alten Platten rausgesucht. Ich wollte „den guten alten Plan“ nochmal hören.

Als ich mich nach langer Zeit mal wieder auf den Weg ab 1980 vom ersten Plan Album Geri Reig über Es Ist Eine Fremde Und Seltsame Welt von 1987 bis ins Jahr 1993 zum eigentlich letzten Album : Live At The Tiki Ballroom …..“ (über Die Verschwörung von 2004 legen wir den Mantel des Schweigens) machte, hörte die Band erwachsen werden. Jede Veröffentlichung ist unverkennbar Der Plan. Meist abseits von üblichen Hörgewohnheiten und trotzdem nicht unhörbar. Experimentell aber nicht elitär. Voller Pop Elemente ohne Pop Musik zu sein. Die Texte unberechenbar zwischen Albernheiten, skurrilen Geschichten und intellektueller Kritik.

Aber jedes Album ist auch ganz anders als das davor. Die musikalische Frische und Unbekümmertheit entsteht nicht mehr nur durch dilettantisches Rumprobieren. Die albernen Songs werden ironischer, die kritischen sind nicht mehr so wütend und die skurrilen Geschichten sind..… man höre einfach Das war so schön vom 1991er Album Die Peitsche des Lebens.

Also noch mal ran an Unkapitulierbar und siehe – oder besser höre – da, Unkapitulierbar setzt den Weg fort, auf dem die einzelnen Musiker und mit ihnen das Kombinat Der Plan 25 Jahre älter geworden sind. Alles das Gleiche und doch ganz anders. Reifer, ohne die alberne Unreife abzulegen. Die Stücke wirken allesamt komponiert und nicht aus Rumgedaddel improvisiert. Zwei Bespiele aus 15 Stücken: Man leidet herrlich ist eine Reggae/Dub Nummer, die im ersten Moment ganz gewöhnlich daher kommt. Scheinbar unharmonische Breaks und der fast gesäuselte bitterböse Text verwandeln es dann in ein Stück des Plans.

Grundrechte ist eine der typischen naive Plan Melodien und Texte die bei oberflächlichem Hören wie ein Kinderlied klingen, sich bei genauem Hinhören als zutiefst menschliches Statement entpuppen.

Für die, die den Plan kennen ist Unkapitulierbar die Fortsetzung einer langen Freundschaft.

Für die anderen ist das Album eine Gelegenheit von hier aus in den kreativen und innovativen Teil der so genannten „Neuen deutsche Welle“ einzusteigen oder einfach die gewohnten Hörerwartungen in Richtung Avantgarde zu verlassen.

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Text:
Martin Möller

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