
Lange haben die Briten von Placebo nicht auf sich warten lassen. Erst im November letzten Jahres gastierten Placebo im benachbarten Köln in der Lanxessarena. An einem schönen sonnigen und regenfreien Abend – die in der letzten Zeit rar gesät sind – ist der Kunstrasen zu geschätzt zwei Drittel gefüllt, als der Support mit der Show beginnt.
The Murder Capital stammen aus Irland und machen etwas düsteren Indierock. Auffälligstes Merkmal ist der Gesang, die Stimmfarbe und-lage von Frontmann James McGovern, die zeitweise an Henning May von Annenmaykantereit, Rob Goodwin von The Slow Show oder Peter Garrett von Midnight Oil. Markante Stimme, teils rauchig aber auch melodiös und beruhigend. Ein Alleinstellungsmerkmal, was Lust macht auf mehr.
Setlist The Murder Capital:
The Stars Will Leave Their Stage
Return My Head
More Is Less
Green & Blue
Slowdance I
Slowdance II
Feeling Fades
Don’t Cling to Life
Ethel
Dann sind Placebo am Start. Laut, wuchtig und schnell rocken sie sehr gitarrenlastig den Kunstrasen. Das Bühnenbild ist bunt, in verstellbaren Rechtecken werden die Gesichter von Brian Molko und Stefan Olsdal abgebildet. Aber nicht klar und deutlich, sondern nur die Konturen vor bunt wechselnden Hintergründen. Daran hätte Andy Warhol seine Freude gehabt: Pop-Art in seiner besten Form. Teilweise aber auch verzerrt und dadurch auch ablenkend wirkend, So empfindet es zumindest die Begleiterin des Autors. Der Sound ist sehr gut, zu keinem Zeitpunkt ist er übersteuert und es gibt auch keine Rückkopplungen. Und sie geben ein beachtliches Tempo vor. Bis auf eine ganz kurze Begrüßung anfangs und eine Verbeugung zum Schluss gibt es keinerlei Ansagen, Unterbrechungen oder Geschichten.
Manchmal gehen Songs sogar ineinander über. Lustlos wirken die Frontmänner allerdings zu keinem Zeitpunkt. Sie animieren das Publikum mit Klatschen es ihnen nachzumachen, tauschen Blicke aus oder klatschen Fans in den vorderen Reihen ab. Trotzdem ist die Hingabe zum Publikum wortkarg und ungewöhnlich. Und auch die Setlist ist eigentlich nicht publikumsfreundlich. Mit neun Songs trägt das aktuelle Album „Never Let Me Go“ den Löwenanteil, Hits sind rar gesät und viele werden nicht berücksichtigt. Interessanterweise scheint das aber niemanden zu stören, denn die Stimmung unter den Fans ist gut und rockige Songs oder Balladen mit Olsdal am Klavier werden gleichermaßen gefeiert. Olsdal und Molko verfügen offensichtlich über eine ansteckende Spielfreude und ein hohes Maß an Authentizität, sodass es den Fans an nichts fehlt. Mehr noch, es sind alle zufrieden. Und so beenden Placebo ein lautes, wuchtiges, buntes Konzert mit zwei gelungenen Covern, wovon vor allem „Shout“ sehr nah ans Original kommt.
Hätte der Plan von Placebo schiefgehen können? Ja! Ist er aber nicht! Chapeau Placebo!
Setlist Placebo:
Forever Chemicals
Beautiful James
Scene of the Crime
Hugz
Happy Birthday in the Sky
Bionic
Surrounded by Spies
Sad White Reggae
Try Better Next Time
Too Many Friends
Went Missing
For What It’s Worth
Slave to the Wage
Song to Say Goodbye
The Bitter End
Infra-red
Shout (Cover Tears For Fears)
Fix Yourself
Running Up That Hill (A Deal With God) (Cover Kate Bush)
Text: Jan Rombout
Erzählt von uns:

