Frank-Markus Barwasser/Erwin Pelzig – 23.04.2023 – Pantheon Bonn

Barwasser tritt als Kabarettist und Satiriker schon deit Jahren als Kunstfigur Erwin Pelzig auf. Größere Bekanntheit erlangete er durch seine Talkformate, wo Gäste aus Politik und Gesellschaft immer eine eher seltsam schmeckende Bowle tranken, dessen Farbe stets wechselte. Ebenso brachte er die Anstalt zusammen mit Urban Priol zu der wohl heutigen Popularität. Dem Fernsehen hat er mehr oder weniger abgeschworen, die letzte Sendung war auch ein Talkformat mit meist einfachen Bürgerinnen und Bürgern auf einer Parkbank.

Glücklicherweise tourt er jedoch mit seinem aktuellen Programm „Der wunde Punkt“ gerade durch die Lande und stattet dem Bonner Pantheon einen Besuch ab. Und der Titel ist Programm. Barwasser nimmt als Pelzig die Politik und Gesellschaft auseinander und legt heimlich, still und leise immer wieder den Finger in den wunden Punkt. Dabei geht er stets sachlich vor, bleibt bedächtig und doch konkret. Ein mahnender Daumen oder oberlehrerhaftes Verhalten, wendet er nicht an. Auch hält er sich mit Statistiken und Zahlen zurück. Er äußert starkes Verständnis für die Gleichberechtigung von
Frauen und kritisiert alte weiße Männer.

Er führt an, dass vor allem die Jugend die Demokratie nicht unbedingt erhalten will und konfrontiert das Publikum im gut gefüllten Saal des Pantheon mit Beispielen, wo die Demokratie entweder schlecht gelingt oder gar nicht wahrzunehmen ist.

Hier in Deutschland moniert er, wo denn die Demokratie sei, wenn Herkunft und Bildungsstand von Eltern quasi vorentscheidet, wie weit deren Kinder kommen. Wenig davon was er anbringt ist unbekannt oder kaum überliefert und trotzdem ist es das geschickte Aneinanderreihen, was bei den Zuscherinnen und Zuschauern das Nachdenken anregt.

In etwas mehr als zwei Stunden übt Barwasser auch Konsum- und Systemkritik, indem er uns anschaulich erklärt, wie widersprüchlich Dinge zusammenhängen können. Hier geht es weniger um die Erzeugung von Lachern, eher ist es Kopfschütteln, wenn er auch sich selbst mit seinen Fehlern entlarvt. Und trotzdem schwingt auch immer Hoffnung mit und positive Aspekte werden angedeutet und für möglich erachtet. Barwasser gelingt einen Mix für Leute, die nur unterhalten werden wollen, lässt zugleich aber auch Spielraum, dass das Publikum sich selbst im Stillen hinterfragt. So raffiniert und intelligent aber gleichzeitig leicht können das in Deutschland nur wenige. Barwasser ist einer davon. Und das ist viel wert.

Text: Jan Rombout

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