
Leslie Feist ist eine Singer-/Songwriterin, die aus Kanada stammt und ihrem größten Ruhm wohl (leider?) einer Werbung verdankt. Und die ist dann auch noch von Apple, Mit „1234“ wurden damals Produkte von Apple beworben. Die Bekanntheit ist seitdem zwar abgeebbt, etabliert ist sie dennoch weiterhin. Im Kölner E-Werk, was unten im Innenraum gut gefüllt, auf den oberen Balkonen aber leer ist, will sie an diesem Abend auch Songs ihres neuesten Albums „Multitudes“ zum Besten geben.
Auf einer heruntergelassenen Leinwand kann das Publikum den Weg von Leslie Feist vom Backstage-Bereich auf die Bühne verfolgen. Dabei wird der Boden gefilmt, mal gezoomt, mal neutral, was durchaus erheiternd ist.
Die Bühne ist mittig im E-Werk platziert und dadurch gibt sich die 47-Jährige sehr publikumsnah. „Nur“ mit Gesang und akustischer Gitarre ausgestattet, spielt Feist einige Songs allein und im akustischen Stil. Zwischen den Songs erzählt sie Anekdoten und Geschichten, innerhalb der Lieder fordert sie zum Mitsingen und Interaktionen auf. Der Sound ist jederzeit gut und die Stimme von Feist jederzeit klar. Und so schafft sie es auch im akustischen Rahmen durch härteres Anschlagen der Gitarrensaiten durchaus auch druckvollere Titel wie den Opener „The Bad In Each Other“ überzeugend zu performen. Die Kamera bleibt immer dabei, die Leinwand ebenso.
Entweder wird sie fixiert oder ein Crew-Mitglied läuft durch die Gegend, fängt Bilder ein und erzeugt damit eine wohlfühlende Atmosphäre. Nach einer knappen Stunde bewegt sich Feist auf die übliche Bühne zu, der Vorhang erhebt sich und dahinter spielt eine vierköpfige Band.
Leider sind die drei Sängerinnen der Gruppe Mountain Man, die bei vorherigen Touren Leslie Feist exzellent mit ihrem Backgroundgesang unterstützt haben, nicht mehr mit an Bord. Ab jetzt bekommt das Konzert ein anderes Gesicht, es wird mit Band deutlich lauter und druckvoller, die Melodien und Musik sind jetzt nicht mehr eingängig, sondern sperriger. Feist spielt gekonnt zwischen diesen Stilen zu wechseln. Gerade bei den etwas komplizierteren Arrangements, fühlt man sich etwas an Björk erinnert. Musikalisch agieren Band, Feist Publikum und Techniker auf höchstem Niveau, denn gerade diese Wechsel tun alle Beteiligten gleichermaßen gut.
Und so ist es bei rund zwei Stunden zeitweise etwas anstrengend aber sehr, sehr lohnend diesem Konzert beizuwohnen und Leslie Feist zu folgen. Auch das Publikum scheint dies so zu sehen, denn es verfolgt die Show aufmerksam mit. Wenig unruhige Toilettengänge und ähnliches sind ein guter Beleg dafür, dass es den Kölnerinnen und Kölnern gefällt, was sich Leslie Feist überlegt hat.
Das Konzert mit mindestens zwei Gesichtern – ein genialer Coup. Mal sehen, was sie auf der nächsten Tour im Petto hat.
Text: Jan Rombout
Erzählt von uns:

