Concerto di Fleet Foxes!

Fleet Foxes – Köln, Palladium, (01.12.2017)

Dass es irgendwann wieder Konzerte der Fleet Foxes geben würde, war lange Zeit alles andere als selbstverständlich, musste man doch befürchten, das Kapitel sei nach dem zweiten Album Helplessness Blues (2011) und der anschließenden Tour bereits Geschichte. Robin Pecknold, Leadsänger und kreativer Kopf der Band, ging in Klausur und zog zum Studium von der West- an die Ostküste der USA, Schlagzeuger Josh Tillman stieg ganz aus und macht seither als exzentrischer Father John Misty erfolgreich Karriere. Auch um die anderen Bandmitglieder wurde es still. Umso erfreulicher war die Überraschung, als die Fleet Foxes in diesem Jahr tatsächlich ein neues Album herausbrachten und auf Tour gingen.

Plötzlich war – wenn auch als konsequente musikalische Weiterentwicklung ihrer Mischung aus Folk, Americana, Psychedelic, Rock und Barock-Pop mit leichten Prog- und gar Jazz-Einsprengseln etwas sperriger und fordernder als zuvor – alles wieder da, was die Band in ihrer ersten Schaffensphase so einzigartig machte: die oft ungewöhnlich oder komplex strukturierten und doch äußerst einnehmenden Songs, die mitunter eskapistisch anmutenden Texte, die in Kombination mit der Musik pastorale Assoziationen wecken und Naturbilder evozieren, gelegentlich aber auch innere oder zwischenmenschliche Konflikte andeuten und von traurigen Begebenheiten künden, und vor allem die grandiosen, euphorisierenden Melodien und Harmonien, auf die das etwas abgenutzte Attribut „erhaben“ wirklich zutrifft und die, wenngleich sie in einer sakralen Umgebung wie der Kulturkirche oder wenigstens im Gloria wohl noch besser aufgehoben wären, auch in einer vergleichsweise profanen Konzerthalle wie dem Palladium hervorragend zur Geltung kamen und – noch eine Befürchtung, die sich nicht bestätigte – nichts von ihrem besonderen Flair und Sound einbüßten.

Den Auftakt bildeten die ersten beiden Stücke des neuen Albums Crack-Up, ehe es über zwei Songs des Zweitlings Helplessness Blues zum Debütalbum Fleet Foxes zurückging. Spätestens jetzt, mit „White Winter Hymnal“ (passend zum meteorologischen Winteranfang), Ragged Wood und Your Protector, hatte die Band das Publikum in seinen Bann gezogen. Das Zusammenspiel der Musiker funktionierte perfekt, als habe es die lange Pause nie gegeben. Und wenn Robin Pecknold, trotz seines Vornamens eher Gold- als Rotkehlchen, seinen engelsgleichen Gesang erklingen lässt, bleibt einem nichts anderes übrig, als andächtig zu lauschen. Konsequenterweise gab es auch keine Mitsingeinlagen, ebensowenig Coverversionen, abgesehen von einem kurz angetäuschten Take It Easy (Eagles), das später zum verzaubernden Fast-Neunminüter Third of May / Ōdaigahara, dem Herzstück des aktuellen Albums, überleiten sollte.

Zuvor jedoch folgten nach dem quasi als Interludium fungierenden Instrumental The Cascades je ein weiterer Dreierblock aus dem neuen Album und dessen Vorvorgänger. Abgeschlossen wurde dieser Abschnitt mit dem gespenstisch durch den Raum hallenden Tiger Mountain Peasant Song, den Robin Pecknold solo mit Akustikgitarre vortrug – einer der ergreifendsten Momente des Abends. Danach folgte mit einer leicht beschleunigten, mitreißenden Version von Mykonos aus der EP Sun Giant eines der ältesten Stücke der Band und das vielleicht bekannteste.

Den vorläufigen Abschluss des Konzerts bildeten dann zwei längere Songs – das bereits erwähnte Third Of May / Ōdaigahara und The Shrine / An Argument (aus Helplessness Blues) – sowie Crack-Up, auch Schlusslied des gleichnamigen Albums.

Nach einer kurzen Pause betrat dann zunächst Robin Pecknold mit seinem zweiten Akustik-Soloauftritt (das rührende Oliver James) wieder die Bühne, ehe sich alle zusammen mit Drops In The River und Helplessness Blues furios verabschiedeten.

Sehr schön, dass die Fleet Foxes wieder da sind, und auch wenn sich das Warten gewiss gelohnt hat: Die nächste Kreativpause darf gerne etwas kürzer sein.

Setlist Fleet Foxes – Köln, Palladium (01.12.2017)

1. I Am All That I Need / Arroyo Seco / Thumbprint Scar
2. Cassius, –
3. Grown Ocean
4. Battery Kinzie
5. White Winter Hymnal
6. Ragged Wood
7. Your Protector
8. The Cascades
9. Mearcstapa
10. On Another Ocean (January / June)
11. Fool’s Errand
12. He Doesn’t Know Why
13. Blue Ridge Mountains
14. Tiger Mountain Peasant Song (Robin Pecknold solo)
15. Mykonos
16. Third Of May / Ōdaigahara
17. The Shrine / An Argument
18. Crack-Up
19. Oliver James (Robin Pecknold solo) (Z)
20. Drops In The River (Z)
21. Helplessness Blues (Z)

Support: Nick Hakim – sympathisches Aufwärmprogramm, das an eine jazzigere und souligere Variante von Jim James (My Morning Jacket) erinnerte.


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Text: Marco Krämer

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