2011 waren sie noch drei Straßenmusiker, die roh und ohne viel technischem Schnickschnack zu überzeugen wussten. Doch sie spielten viel Support bei einflussreichen Bands und wählten auch TV-Termine gut und gezielt aus. Ein Auftritt bei Joko und Klaas sorgte dann für den endgültigen Durchbruch. Trotzdem konnten Annenmaykantereit dieses Image lange halten, weil sie immer auch in kleinen Clubs spielten oder sich andere Locations, wie eine Wiese vor der Kölner Uni aussuchten. Zudem gaben sie sich immer publikumsnah und versprachen in der TV-Sendung Aspekte 2019 noch, dass sie sich keinen Gig in der Lanxessarena vorstellen können und ihn auch nicht wollen, weil da keine gute Atmosphäre sei.
Inzwischen reicht ihre Popularität sogar für zwei Abende in eben dieser Halle und ein Stadionkonzert in Köln ist für Sommer 2023 bereits im Vorverkauf. Gelingt es ihnen die Straßenmusik in die Arena zu bringen? Bevor das gecheckt werden kann, gehört dem Support Cari Cari aus Österreich die Bühne. Nach Bilderbuchs Indierock, Wandas Popmusik mit tiefgehenden Texten, nun also die dritte Band, die sich grenzübergreifend recht zügig einen Namen macht. Die Musik von Cari Cari ist eher ein Mix aus Rock n Roll mit Blues-Elementen und heizen die ausverkaufte Location gut ein. Den Namenmuss man sich merken, von Cari Cari wird man noch mehr hören, dahinter steckt Potenzial.
Doch ehrlicherweise sind die drei die Stars, auf die gewartet wird. Und scheinbar warten alle nur auf einen Song: Tommi. Es gibt sogar T-Shirts mit dem Songnamen. Doch der Reihe nach. Zunächst
beginnt der Gig nicht außergewöhnlich. Verstärkt wird das Trio durch ihre neue Bassistin Sophie Chassée, die Malte Huck Anfang 2022 ablöste. Um genau das Image von Musik von der Straße aufrechtzuerhalten, setzen sich die drei an einen Tisch aus dem Proberaum und musizieren mit bescheidenen Mitteln und werden dafür von den Fans gefeiert.
Natürlich gibt es auch in einer recht jungen Band Schlüssellieder. In der Anfangszeit war das „Oft gefragt“, wozu sich hier dann noch der Vorhang hebt und die Bühne schlagartig deutlich größer wird
und Bläser und Streicher sich dazu gesellen und von da an, die Band durch den Abend begleiten. Ebenso stammt „Barfuß am Klavier“ von früher, das Henning an einem Klavier mit umhüllter Regenbogenfahne zum Besten gibt. Auch auf einer kleinen Bühne mitten im Publikum spielen sie einen Song. Annenmaykantereit gelingt perfekt die Balance aus „Nah bei den Leuten sein“ und großer Show, erst Recht, wenn sich alle MusikerInnen dazugesellen.Als Zugabe gibt es nach rund zwei Stunden dann endlich „Tommi“ aber auch „Ausgehen“. Und damit beweisen Annenmaykantereit, dass sie auch gut in die Arena passen und nichts vom Gefühl verlorengeht. Alle sind glücklich und zufrieden. Und so stört es offensichtlich nicht, dass ein anderer großer Hit namens „Pocahontas“ nicht gespielt wurde. Und ob das Trio auch ein Stadion rocken kann und was sie sich dann dort und dafür einfallen lassen, das können wir im Sommer 2023 sehen und hören.
Text: Jan Rombout
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