Illegale Farben – 03.02.2023 – Blue Shell

Mit den Worten Vernissage, Ausstellung und Filmpremiere setzen die Kölner Männer, die Messlatte sehr hoch. Doch was erwartet die 100 Besucher konkret und genau im ausverkauften Blue Shell? „Illegale Farben spielen unbedeutend ungenau“ lautet das Motto des Abends. Doch nicht nur Illegale Farben sind am Start, sondern es gibt auch Gäste.

SEEFELD eröffnet den Abend. Hinter dem Namen verbirgt sich der Kölner Marc Weber, der diverse Stilrichtungen mischt, ohne seinen dabei zu verfremden. Ein bisschen Electro, etwas Dreampop oder der Klang wie ein Soundtrack beschreibt die Musik und der Sound von SEEFELD wohl noch am besten.

Danach legen PICARD3000 ihren ersten Live-Auftritt in ihrer noch jungen Geschichte hin. Ein Duo, welches zu elektronischen Klängen entweder Klavier oder Trompete spielt. PICARD3000 nennen ihren Stil Ambient-Electro-Jazz. Das klingt alles interessant, passt aber ehrlicherweise nicht zu dem Sound von Illegale Farben.

TULIPS, die dritten Gäste im Bunde, sind immerhin ein Quartett und somit eine vollwertige Band mit Gitarre, Bass, Drums und Keys, in denen die Damen die Oberhand haben. Wave, Punk und Synth-Pop vermischen sich zu einem Stil, welcher streckenweise an Musik von The Cure erinnert. Aber eben eine Band mit einem weiblichen Robert Smith aus Köln. Dann soll es endlich zum Filetstück des Abends kommen: der Auftritt von Illegale Farben. Die Jungs sind bereits den ganzen Abend in sämtliche Arbeiten involviert, regeln den Einlass, kümmern sich um die Bestuhlung und kümmern sich auch um die Technik, mit der der Film präsentiert werden soll. Band und Besucher sind auf Betriebstemperatur während nach ein paar Sekunden die Technik streikt und der Film nicht läuft.

Es dauert ein paar Minuten, aber niemand wird böse oder unruhig. Vielmehr entwickelt sich Mitgefühl, da man Illegale Farben von Herzen wünscht, dass alles funktioniert. Nach einer insgesamt eher kurzen Unterbrechung steht dann dem Livegig von Illegale Farben zu den Videos nichts mehr im Wege.

Bei der Präsentation der Stücke von „unbedeutend ungenau“ läuft dann glücklicherweise alles glatt. Der Sound ist kräftig und gut und auch der Gesang ist auf den Punkt genau und selbst die Prise Nachdruck, Wut oder Aggression, die Stücke wie „Welt der Verlierer“ brauchen, um wirken zu können, ist vorhanden. Nach rund dreißig Minuten und sechs Tracks, zu denen jeweils Schwarzweiß-Videos liefen, ist der Teil des Abends mit den Live-Perfomances vorbei und geht in eine Aftershowparty über. Der komplette Konzertfilm lässt sich übrigens auch auf Youtube im Kanal von Illegale Farben ansehen. Es lohnt sich!

Rückblickend war der Abend auch eine Vernissage, Ausstellung und Filmpremiere. Aber in erster Linie war es eine Feier unter Freunden und Leuten, die sich zugewandt waren. Und deswegen war es egal, dass es hier und da hakte und nicht immer rund lief. Denn das störte niemanden und tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Was wäre die Alternative gewesen? Vor der Glotze hängen und Chips reinstopfen? In einer völlig überfüllten Halle schwitzen und einen Tinitus riskieren? Solche Abende wie im Blue Shell sind es, wo die Kunst und Kommunikation noch gut funktionieren und eine Bindung zwischen Band und Publikum entstehen oder wachsen kann.

Setlist Illegale Farben:
unbedeutend ungenau
Zwischenraum 1
Alles explodiert
Zwischenraum 2
Standpunkt der Verlierer
Zwischenraum 3
Hunderttausend
Zwischenraum 4
Menschentrainer
Unter deiner Haut
Ausklang

Text: Jan Rombout

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