Tom Waits wird anlässlich des 20-jährigen Jubiläums seiner Alben „Alice“ und „Blood Money“, die ursprünglich am 7. Mai 2002 veröffentlicht wurden, ab dem 7. Oktober in limitierter Auflage auf Vinyl erscheinen. In Waits‘ offiziellem Merch-Store wird „Alice“ in durchscheinendem Blau und „Blood Money“ in durchscheinendem Rot erhältlich sein. Andere Varianten werden auch in unabhängigen Plattenläden und online erhältlich sein.
Im Vorfeld des offiziellen Erscheinungstermins veröffentlicht Waits bisher unveröffentlichte Live-Versionen von Songs aus den Alben, angefangen mit „All the World is Green“ aus „Blood Money“ und „Fish and Bird“ aus ‚Alice‘. „All the World is Green“ wurde bei einer Live-Show in Mailand, Italien, aufgenommen und enthält ein dramatisches Faux-Flamenco-Gitarren-Intro, während „Fish and Bird“ von Waits‘ gefeierter Rückkehr auf die Londoner Bühne im Jahr 2004 stammt und eine abgespeckte, raue Klavierversion der Ballade ist , die bei der Studioaufnahme mit einem Kammerorchester-Arrangement versehen war.
„Die Alben sind so unterschiedlich wie Schlafwandeln und chronische Schlaflosigkeit“, sagte Jon Pareles von der New York Times nach ihrer Veröffentlichung. „Alice‘, das sehr lose von ‚Alice im Wunderland‘ inspiriert ist, ist voll von Texten über das Träumen, und viele der Songs verlaufen in einem Dunst aus gebürsteten Trommeln und gehauchten Bläsern. Blood Money‘ ist härter und schwankt zwischen verzerrtem Karnevals-Oompah und unheilvollen Schlafliedern.
Alice“ entstand ursprünglich für eine Avantgarde-Oper, die Robert Wilson im Winter 1992 für das Hamburger Thalia Theater inszenierte. Für Waits und seine Frau Kathleen Brennan war es die zweite Zusammenarbeit mit Wilson (zuvor hatten sie bereits an The Black Rider“ von 1989 zusammengearbeitet). Alice“ basierte lose auf Lewis Carrolls Besessenheit von der jungen Alice Liddell, dem Nachbarsmädchen, das ihn zu Alice‘ Abenteuern im Wunderland inspirierte. Textlich und musikalisch sind die Songs Teil eines Zyklus, in dem jedes Stück mit dem vorhergehenden und dem folgenden in Beziehung steht, ein Puzzle, das sich nach und nach enthüllt und einen kompositorisch kühnen Schritt nach vorn für Waits darstellt.
Die Instrumentierung des Albums umfasst Basssaxophone, Vibraphon, Pumporgel, Waldhörner und ein Streichtrio aus Bass, Violine und Cello, die in einer Weise arrangiert und gespielt werden, die für andere Aufnahmen von Waits ungewöhnlich ist. Auch eine Stroh-Violine kam zum Einsatz, ein Instrument aus dem 19. Jahrhundert mit einem angebauten Horn, das es den Streichern ermöglicht, die Blechbläser eines Orchesters zu überspielen.
Auf die Frage nach den untypischen Arrangements antwortete Waits: „In den 70er Jahren gingen zu viele meiner Songs in den Streichern unter. Ich wollte nicht noch eine blasierte Geige hören. Also fanden wir Streicher, die dasselbe über ihr Instrument dachten, bildeten ein seltsames, skelettartiges Kammerorchester und versuchten, all die altbekannten Phrasen zu vermeiden, die Streicher so gerne spielen.“
Blood Money“ lebt in einer ganz anderen Welt, in der es von brutal bis zärtlich geht, mit stürmischen Rhythmen und romantischen Melodien. Es ist eine düstere musikalische Abhandlung über den Zustand des Menschen, ein dunkles Sterblichkeitsspiel, bei dem Tin Pan Alley auf die Weimarer Republik trifft.
Blood Money“ basiert auf dem soziopolitischen Theaterstück „Woyzeck“, das 1837 von dem jungen deutschen Dichter Georg Buchner als sparsames, filmisches Stück geschrieben wurde und von der wahren Geschichte eines deutschen Soldaten inspiriert ist, der durch bizarre medizinische Experimente der Armee und Untreue in den Wahnsinn getrieben wurde, was ihn zum Mord an seiner Geliebten führte. Waits und Brennan schrieben für ihre dritte Zusammenarbeit mit Robert Wilson Songs für eine farbenprächtige und brühend heiße, tragisch romantische Inszenierung von „Woyzeck“, die später zu „Blood Money“ wurde. „Woyzeck“ wurde im November 2000 im Betty Nansen Theater in Kopenhagen uraufgeführt, tourte durch Europa und Asien und gewann im selben Jahr den dänischen Tony für das beste Musical.
„Blood Money‘ ist aus Fleisch und Blut, erdverbunden“, so Waits. „Die Songs sind in der Realität verwurzelt: Eifersucht, Wut, das menschliche Fleischrad… Sie sind eher fleischlich. Kathleen und ich sind für dieses Material gut geeignet. Sie ist witzig, blasphemisch und bedrohlich. Ich mag schöne Lieder, die einem schreckliche Dinge erzählen.“
Beide Alben wurden im gleichen Zeitraum mit vielen der gleichen Musiker aufgenommen, aber mit unterschiedlichen Toningenieuren für Aufnahme, Mischung und Mastering. Waits und Brennan sahen diese Songs als lyrische Konzeptalben vor, die von den Geschichten hinter den zukünftigen Inszenierungen inspiriert waren. Die Songs von Alice und Blood Money wurden als Songzyklen konzipiert, jeder in seiner eigenen Klangwelt, und geschrieben, um von Waits gesungen und gespielt zu werden. Alice“ und Blood Money“ entstanden unmittelbar nach dem großen Erfolg der 1999 mit einem GRAMMY ausgezeichneten „Mule Variations“-LP und der dazugehörigen Tournee. Die beiden LPs wurden bei ihrer Veröffentlichung gefeiert, standen aber auch im Schatten ihrer hochkarätigen Vorgänger. In den letzten zwei Jahrzehnten haben immer mehr Fans und Kritiker diese Werke als einige der besten von Waits anerkannt.
Text: Pressemitteilung
Erzählt von uns:
by 