Melodien und Klönschnack!

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Achim Reichel – Gloria, Köln (12.11.19)

Es kommt selten genug vor, dass Künstler und Publikum beide ein überragendes Konzert erleben. Aber man hat an diesem Abend in Köln das Gefühl, dass blindes Verständnis zwischen Künstler und Zuhörer herrscht. Was hat Achim Reichel nicht schon alles erlebt. Angefangen bei den Rattles, der deutschen Antwort auf die Beatles, die mit Come on and sing große Erfolge in Deutschland feiern konnten. Der Krautrock wurde mit A.R. and Maschines thematisiert und eigentlich wollte sich Achim Reichel nie in irgendwelche Schubladen stecken lassen. Egal ob mit einem Shanty-Album oder deutschen Volksliedern. Reichel blieb immer für eine Überraschung gut.

Das ist auch so geblieben, Reichel springt munter durch seine verschiedensten musikalischen Stationen und setzt dazwischen immer wieder Anekdoten. Dieser „Klönschnack“ wie man in Hamburg sagt, unterhält neben der großartigen Musik außerordentlich gut.

Was keinesfalls eine Überraschung ist, denn was sich da zu Reichel gesellt hat, das sind überragende Musiker.

Multiinstrumentalist Nils Tuxen an Pedal Steel, Dobro, Slide Guitar und Mandoline. Perkussionist Yogi Jockusch, Bassist Achim Rafain und Gitarrist Nils Hoffmann sowie das Bläsertrio aus Matthias Claasen (Saxofon), Steve Wiseman (Trompete) und Uwe Granitza (Posaune)  glänzen auch mal in Soli während Kapitän Reichel mit starker Stimme Akzente setzen kann.

Angefangen von Fliegende Pferde aus dem 1989er Album Was Echtes, das einen Abend voller spannender Geschichten eröffnet, über Spieler, Boxer Kutte, zwei Lieder des Schriftstellers Jörg Fauser oder den ersten deutschen Bluessänger Hans Albers, warum das so ist, das erklärt Reichel um dann mit Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, den Beweis dieser Behauptung anzutreten.

Da wird Christian Morgensterns bei Sophie, mein Henkersmädel thematisiert und Theodor Fontanes tragische Ballade John Maynard wird mit Hilfe der Pedal Steel von Nils Tuxen zu einem düsteren Country Song.

Wo man gerade bei der Vertonung von Fontane ist, kann man auch der schönen Geschichte über den Jungen lauschen, der in der Schule auf die Aufgabe das Gedicht auswendig zu lernen, keck antwortete, das könne er bereits und dann anfängt die Achim Reichel Version aufzusagen und dieses Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland erklingt dann natürlich auch im Gloria.

Eine eigentlich geplante Pause wird kurzerhand gestrichen und damit macht Reichel auch wieder mal klar, wie wichtig ihm seine Fans sind und dieser gegenseitige Respekt ist spürbar.

Das Beste kommt zum Schluss heißt die Tour und nach dem man Kuddel Daddel Du durch die schöne Welt begleitet hat, kommt die wohl bekannteste Reichel Nummer mit Aloha Heja He.

Wie schlagfertig Reichel ist, das merkt man, an der extrem lockeren Art, wie er mit einem Zwischenrufer umgeht, immer respektvoll, aber trotzdem pointiert und wenn das Volk gerne die alte Rattles Nummer Come on and sing singen möchte, na klar.

Mit einem Leben lernen /Halt die Welt an (für immer glücklich, mehr geht nicht) geht ein denkwürdiges Konzert nach über 2 Stunden stimmungsvoll zu Ende.

Es wäre schön, wenn das nicht das letzte Mal mit dem 75-jährigen Reichel gewesen wäre, aber er hat versprochen wieder zu kommen und Versprechen hält man.

Setlist Achim Reichel – Gloria, Köln (13.11.2019)
01. Fliegende Pferde
02. Wahre Liebe
03. Winde wehen
04. Der Spieler
05. Boxer Kutte
06. Am Besten, du gehst
07. Auf der Reeperbahn nachts um halb eins (Hans Albers Cover)
08. Sophie, mein Henkersmädel
09. Nis Randers
10. Exxon Valdez
11. Trutz Blanke Hans
12. John Maynard
13. Regenballade
14. Der Mond ist aufgegangen
15. Röslein auf der Heide
16. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
17. Steaks und Bier und Zigaretten
18. Halle Ballu Balley
19. Kuddel Daddel Du
20. Aloha Heja He
21. Come on and sing (The Rattles Cover Snippet)
22, Leben leben/Halt die Welt an (Für immer glücklich, mehr geht nicht)

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Text: Dennis Kresse

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