Meilensteine

Interview mit Fish zur „Farewell to Childhood“ Tour

Teil 1: Misplaced Childhood als Meilenstein

Vor seinem Konzert in Köln gab Fish dem Soundchecker.Koeln Gelegenheit zu einem Gespräch. Wir mussten nicht viel Fragen, es sprudelte aus dem schottischen Charakterkopf nur so heraus. Also haben wir das Interview in zwei Teile  geteilt.

Soundchecker.Koeln: Danke, dass Du Dir Zeit nimmst vor dem Konzert mit uns zu sprechen.
Nach 30 Jahren bringst Du Deinen größten Erfolg Misplaced Childhood wieder auf die Bühne. Wie kann man das erklären oder um es in einen größeren Zusammenhang zu setzen: Die Stones spielen keine Songs die jünger als 20 Jahre sind, ELO spielen auf ihrer Tour nur ein Stück vom neuen Album. Ist das ein Trend, weil man sonst das Publikum nicht mehr in die Hallen locken kann?

Fish: Die Stones, ELO oder die anderen, die spielen vor 10.000 oder mehr Leuten, die wollen sie in die Halle bringen. Mit Misplaced Childhood it das was anderes. Ich werde 2018 meine Musik Karriere beenden. Wenn ich danach noch auf die Bühne gehe nur noch zum Spaß, bei einem Fan Club Tag zum Beispiel. Ich werde bald 58 und die Nächte im Torbus sind kein Vergnügen. Morgens tut alles weh, es ist unkomfortabel. Wenn ich 2018 auf Abschieds – Tour gehe möchte ich nicht Kayleigh, Lavender etc spielen. Ich weiß, die Leute wollen die Marillion Sachen hören und ich wollte noch mal das ganze Album am Stück spielen. Das Album ist so wichtig auf ganz verschiedenen Ebenen: Es hat Marillion in die erste Liga gehoben, aber für mich als Texter, habe ich über dieses Album meinen Stil gefunden, mein Selbstbewusstsein als Dichter. Es war eine wichtige Zeit in meinem Leben, Es ist wahnsinnig viel passiert in der Zeit. Unsere Karriere ging steil bergauf, besonders in Deutschland mit der Reel to Real Tour. Es gab viel Durcheinander, aber es war auch ein zweischneidiges Schwert. Wir haben viel getourt, wir hatten Erfolg, aber die Platten haben sich nicht genug verkauft. EMI war kurz davor uns fallen zu lassen. Sie sagten uns: Das dritte Album ist Eure letzte Chance, jetzt muss was kommen. Wir haben in den Hansa Studios nicht deshalb aufgenommen, weil es hip oder glamourös war, die Studios waren billig. Und als EMI und das sagte, da haben wir uns gesagt: OK, dann machen wir verdammt noch mal wirklich das was wir machen wollen, und das haben wir dann gemacht. Ein Konzeptalbum! 1985! Alle anderen machten was mit Synthesizer , 4 Minuten Pop Songs und wir machten ein „old fashioned“ Konzept –Album. Aber damit kam es, das Album wurde ein Erfolg. Die andere Seite der Münze, dieser Erfolg war der Anfang von unserem Ende, er hat uns kaputt gemacht, als Gruppe. Vorher waren wir eine Gang von 5 Jungs, die zusammengestanden haben. ’85 oder ’86 änderten sich für uns die Spielregeln, mit dem Erfolg. Zum Beispiel: Als Sänger habe ich die Interviews gemacht. Ich war der Frontman, 2 Meter und Schotte. Und das war auch OK für den Rest, die wollten ihre Ruhe aber gleichzeitig hat es sie gestört, dass auf einmal Marillion scheinbar nur noch aus Fish besteht. Das kulminierte dann alles mit dem Clutching at Straws Album, indem die Themen darin behandelt wurden und es folgte mein Ausstieg 1988. Das alles spielt für mich eine Rolle, weshalb ich noch einmal rausgehen wollte und das ganze Album spielen will.

Soundchecker.Koeln: Das heißt also, Du machst das für Dich und als ein Geschenk an Deine Fans?

Fish: Ja, genau. Weißt Du, ich kann in einer Abschieds Tour nicht ein 3 oder 4 Stunden Set spielen mit Misplaced Childhood mittendrin, das hält kein Mensch aus, ich zuallererst.

Soundchecker.Koeln: Noch mal zurück zu der Zeit vor Misplaced Childhood. Ihr wart ja sehr erfolgreich als Band in den UK, mit Fugazi und Script for a jesters tear und trotzdem hat Euch EMI die Pistole auf die Brust gesetzt? War der Erfolg größtenteils wegen Eurer großen Live Präsenz?

Fish: Wir waren schon erfolgreich, aber EMI hat auch hohe Kosten mit uns gehabt. Die haben z.B. eine USA Tour gesponsort, wo wir nur in kleinen Clubs gespielt haben. Die Studios zum üben oder zum Song schreiben, das hat alles die EMI bezahlt, da mussten wir natürlich etwas zurückgeben. Außerdem hat unser Management das meiste Geld verdient. Bei denen blieb das vierfache von dem hängen, im Vergleich zu dem, was am Ende bei uns angekommen ist. Keiner von uns ist damals reich geworden, das Geld haben andere gemacht. Wir waren so oft auf der Bühne, dass wurde für uns langweilig. Immer die gleichen Soli immer alles das gleiche und man kommt nicht raus.

Soundchecker Koeln: Ich erinnere mich, 1984, da hattet ihr grade eine UK im November abgeschlossen und dann kam schon wieder eine Weihnachtstour mit 6 oder 8 Gigs.

Fish: Ja, solche Sachen und verdient hat daran das Management, wir als Band haben die Crew bezahlt, später auch die aufwendigen Bühnen mit Rampen und Lightshows. Das Management hat immer seinen Anteil aus den Gesamteinnahmen bekommen und von dem Rest haben wir dann alle Kosten bezahlt. Da blieb nicht viel übrig. 1988 habe ich dann gesagt: ‚Ich will den Manager los werden‘, aber der hat die vier anderen Jungs gegen mich und meine Ansichten überzeugt und dann bin ich ausgestiegen. Aber ich bereue das nicht und ich bereue die Zeit auch nicht. Ich habe viel erlebt, viel gelernt, es war eine tolle Zeit.

Teil 2 beschäftigt sich mit der Solo Karriere des Derek William Dicks besser bekannt als Fish

2015_fish_live

Homepage: www.fish-thecompany.com
Facebook: www.facebook.com/derek.dick

Erzählt von uns: Facebooktwitterby feather