Kabarett in Krisenzeiten!

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Prix Pantheon 2020 – Bonn, Pantheon

Es war schon immer die Aufgabe der Kleinkunst, des Kabaretts oder eben auch neudeutsch der Comedy in Krisenzeiten für ein Lachen zu sorgen. Mehr Krise als zurzeit gab es lange nicht und da ist der legendäre deutsche Satire-und Kleinkunstpreis Prix Pantheon, der seit 1995 verliehen wird, genau die richtige Ablenkung. Man muss den Hut vor den vielen Menschen des Pantheons ziehen, die diese zwei Abende erst durch ihren Einsatz möglich gemacht haben und so den Künstlern und dem Publikum, so was wie ein gutes Gefühl verschafft haben.

Nach dem Halbfinale am Dienstag, den 13.10.2020 wurden am Mittwoch des drauf folgenden Tages die Gewinner in den drei Kategorien Reif und bekloppt, Frühreif und verdorben und Beklatscht und ausgebuht geehrt.

Den Auftakt, dieses von Tobias Mann (Mann,Sieber) wieder mal angenehm moderierten Finales machte Amjad, der mit einer Mischung aus Poetry Slam und Ethno Kabarett für Lacher sorgte. Auch die Beiträge von Dr. Pop, der mit Samples und den durchaus entstehenden und berühmten Verhörern aus 50 Jahren Popkultur sowie das Musikkaberett des ehemaligen Basta Mitglieds William Wahl, der aus ABBA Chiquita ein „Schicke Kita“ machte, hätten einen der Preise verdient.

Aber da wo es Verlierer gibt, da gibt’s natürlich auch strahlende Sieger und so wurden zwei von der Jury, die aus Pantheon Chef Rainer Pause oder der aus den WDR Mitternachtsspitzen oder Switch bei PRO7 bekannten Susanne Pätzold bestand und dem Publikum gekrönt.

Zum einen der mit 3000€ dotierten Jury Preis Frühreif & Verdorben an Tim Whelan, der mit einem nicht für die Fans des britischen Humors zu überzeugen wusste und jedem in Zukunft, beim Hören des Wortes Gemüse einen wissendes Grinsen ins Gesicht zaubern wird und dann den mit dem gleichen Betrag ausgestatteten Publikumspreis Beklatscht und ausgebuht an den Duisburger Jean Philippe Kindler, der mit zum Teil deutlichen Worten dafür sorgte, dass dem Publikum, das Lachen auch mal im Halse stecken blieb.

Apropos deutliche Worte, die sprach auch Rainer Pause bei der Auszeichnung an Kindler und einer berührenden Rede.

„Bevor ich nun den Publikumspreisträger verkünde, möchte ich mich herzlich bedanken bei diesem wundervollen Publikum am heutigen Abend, das die Kandidaten zu Höchstleistungen getrieben hat. Und ich bin froh, dass sich überhaupt soviel Publikum eingefunden hat, genau soviel, wie zulässig war. Natürlich viel weniger als in den letzten Jahren, wie wir alle wissen. Und im Moment weiß ich gar nicht, ob das nicht schon viel mehr war, als wir in Zukunft erwarten können. Denn ich habe gerade von Elke und Kay Lorentz in Düsseldorf erfahren, dass sie das Kommödchen zunächst einmal schließen müssen, weil nur noch 40 Zuschauer offiziell zugelassen werden. Damit kann man natürlich kein Theater ohne Subvention betreiben. Wenn uns das auch treffen sollte, dann muss ich sagen: ohne Publikum auch kein Publikumspreis! Zur Zeit wird viel vom Tod geredet. Und uns ist allen bewusst geworden, dass jedes Leben ein Ende hat, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Aber auch umgekehrt braucht der Tod das Leben, sonst gäb es keinen Tod! Deshalb möchte ich das Leben leben, bevor ich sterbe. Und ein Leben ohne Kultur ist schon der Tod!“

Ohne Frage ein emotionaler wie eindringlicher Höhepunkt dieses Finalabends, der aber nicht ohne die Ehrung in der Kategorie Reif und bekloppt zu Ende gehen konnte, denn wen der Laudator Wolfgang Trepper meinte, das war schon nach dem Einspieler und dem Wort Hurz, das die deutsche Comedyszene entscheidend beeinflusste, jedem der Besucher des Pantheons klar. Hans Peter, gennant HaPe Kerkeling wurde für sein Lebenswerk geehrt und das was der Mann aus Recklinghausen geleistet hat, dazu brauchen andere mehrere komödiantische Leben.

Abgerundet wurde dieser mal wieder sehr schöne Abend im Pantheon durch Auftritte von Michael Mittermeier, Lisa Eckhart und Till Reiners und jeder sagt, dass Kultur nicht systemrelevant sei, dem ist nicht mehr zu helfen.

Der Prix Pantheon wird – moderiert von Tobias Mann – auch in diesem Jahr im WDR Fernsehen und bei WDR5 übertragen. Das WDR Fernsehen sendet das Halbfinale mit allen 10 nominierten Nachwuchskünstlern am Fr., 16.10., ab 23.30 Uhr und das Finale am Sa., 17.10. um 21:45 Uhr. WDR 5 sendet am Do., 15.10. um 22:05 Uhr; und am 17.10., um 15:04 Uhr den Finalabend in der „Unterhaltung am Wochenende“.

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Text: Dennis Kresse/Pressemitteilung
Credits: Harald Kirsch (Pantheon)

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