
Florian Schroeder gastiert auch mit seinem aktuellen Programm „Neustart“ im Pantheon-Theater zu Bonn. Der Autor verfolgt Schroeder schon lange und intensiv und schaute sich auch das vorige Programm „Ausnahmezustand“ im Pantheon an. Für ihn ist Schroeder in der Art wie früher es ein Dieter Nuhr war. Er verbindet perfekt Comedy in Form von Stand-Up mit Kabarett. Und so startet das Programm zunächst mit Einspielern über eine Leinwand mit Aussagen über Politiker, die von Schroeder hinterfragt und analysiert werden. Dies macht er gut und bringt das Publikum schnell hinter sich. Und doch fällt auf, dass er eine eher zahme und zurückhaltende Wortwahl an den Tag legt.
Er geht zwar dahin, wo es weh tut, verharrt dort jedoch nicht so lange und bohrt nicht so tief, wie es der Autor erwartet hätte. Rücksichtnahme in schweren Zeiten? Eigene Unsicherheit in welche Richtung die Zukunft steuern wird? Sicherlich hatten es politische Kabarettisten noch nie so schwer wie im Moment. Gewiss gibt es einen großen Konsens, dass jede/r gegen Krieg ist und bei der Virusbekämpfung gegen Corona, Tote und Erkrankte vermieden werden sollen. Aber in den Details? Bei der Priorisierung von Maßnahmen? Da weichen ja selbst Profis voneinander ab. Und so ist die Zurückhaltung durchaus sinnvoll und folgerichtig.
Nach der Pause eröffnet Schroeder dem Publikum, warum sein Programm wirklich Neustart heiße. Dies sei sein letztes Programm, er wolle aufhören und in die Politik wechseln. Seine Bewegung, bzw. Partei heiße Neustart – mehr Demokratie wagen. Dann gliedert Schroeder im Stile einer Powerpoint-Präsentation auf, wie er Deutschland verändern würde. Dabei beginnt er werbewirksam mit den Dingen, die positiv besetzt sind. Grundeinkommen, Veränderungen in der Bildung, etc.
Das bringt Applaus und Zuspruch. Heimlich, leise und scheinbar gut argumentiert deutet Schroeder aber auch an, Parlamente umzugestalten, die Anzahl der Mandate zu verringern und an der Gewaltenteilung, Dinge verändern zu wollen. Sehr langsam und nur nach und nach kommt die wahre Botschaft im Saal an – letztlich möchte Florian Schroeder die Demokratie abschaffen. Diesen Teil im Programm moderiert Schroeder perfekt. Es kann einem schon Angst machen, wie man es mit viel Geschick schafft, eine Zuhörerschaft reinzulegen. Und fairerweise sei erwähnt, dass Schroeder es am Ende so zuspitzt, dass es jede/r merkt. Wir sollen das natürlich auch verstehen und er soll entlarvt werden.
Allein für diesen Teil im Programm lohnt sich das Eintrittsgeld und Schroeder ist ein großer Wurf gelungen. Hinzu kommt noch ein gespielter Dialog zwischen Mann und Frau an dem Loriot seine helle Freude hätte, mit so Sätzen wie „Du siehst mich nicht“ und „Die Missverständnisse hätten wir nicht, wenn Du mich richtig sehen würdest.
Außerdem begeistert Schroeder auch mit seinen Parodien und einer Nachstellung einer Markus Lanz-Sendung, in denen er sämtliche Talkgäste inklusive Moderator gekonnt nachahmt. So ist für jeden Geschmack etwas dabei und die Gesamtdauer seines Programms ist mit zwei Stunden überdurchschnittlich hoch. Hier bekommt man viel für sein Geld und so werden auch zum kommenden Jahresrückblick von Florian Schroeder viele zurückkehren. Und es gibt ein Programm im Pantheon exklusiv: Am 18.11. wird Florian Schroeder zusammen mit Ex-Ministerpräsident und Ex-Finanzminister Steinbrück um 11:00 Uhr auf das Jahr zurückblicken. Sicherlich ist auch das sehens- und hörenswert.
Text: Jan Rombout
Erzählt von uns:

