Die Zukunft des (Indie)-Rocks?

Courtney Barnett/ Loose Tooth – Live Music Hall, Köln (13.06.2018)

Er habe die Zukunft des Rock gesehen, sinnierte einst der Musik-Journalist Jon Landau, über den Auftritt von Bruce Springsteen 1974 und läutete damit den kometenhaften Aufstieg des „Bosses“ ein. So weit muss man nicht gehen, aber was Courtney Barnett auf ihren beiden Konzerten in Berlin und Köln zeigte, das konnte sich mehr als sehen lassen. Sie sieht immer so aus, wie das Mädchen, das besser auf Bäume klettern konnte, besser Fußball spielen konnte als Jungs und in das man heimlich verknallt war. Courtney Barnett ist genauso und dann singt sie auch noch und spielt Gitarre und die herrlich vertrackten Texte, gepaart mit ihrer Frische und ihrer unverblümten Frechheit beeindrucken immer wieder aufs Neue.

Nach der Vorband, dem Trio Loose Tooth, aus Melbourne, die in der klassischen Band Besetzung, aus Schlagzeug, Bass und Gitarre, genau diesen Slacker Sound machen, für den der Hauptact des Abends bekannt geworden ist, aber dieser Garagenrock kann gefallen und diese Unbekümmertheit von Etta Curry, Nellie Jackson und Luc Dawson ebenfalls.

Gegen 21:15 Uhr wurde die Bühne in rot getaucht und die Party konnte beginnen. Was an Courtney auffällt, das sind die Texte, die von einem wunderbaren lakonischen Humor geprägt sind und die Lebenseinstellung dieser jungen Frau erahnen lassen, die sich so in gar kein Schema pressen lässt.

Von der Rotzigkeit einer Patti Smith, an die sie stimmlich erinnert, über die der Hole-Frontfrau Courtney Love, was ja bei dem Vornamen eh keine allzu große Überraschung ist, das alles hat die Frau drauf und lässt das Publikum entsprechend feiern.

Ihre Lyrics sind staubtrocken und mit ironischen Seitenhieben auf allerlei, was ihre Generation, die „Thirtysomethings“ beschäftigt. Was auffällt, ist das sie die Songs genauso setzt, wie sie auf ihrem zweiten Album Tell me how you really feel angeordnet sind, nämlich chronologisch vom Opener Hopefulessness bis zum letzten Song des Albums Sunday Rost. Beeindruckend sind auch die Textkenntnisse des Publikums, das von Courtney, die nicht allzuviel redet, sondern lieber ihre cleveren Lyrics für sich sprechen lässt, attestiert.

Aber natürlich kommen auch Songs vom Debütalbum mit dem wunderbaren Titel Sometimes I Sit and think and sometimes I just sit, die sich längst zu Fanfavoriten etabliert haben, zu ihrem Recht.

Angefangen mit Small Poppies oder Elevator operator aber auch Frühwerke wie Avant Gardner verraten vom erstaunlichen Erzähltalent der Courtney Barnett.

Mit einem furiosen Pedestrian at Best mit der überragenden Zeile Give me all your money and I’ll make some origami honey ist das Konzert zu Ende, aber dass die Australierin wiederkommen muss und das bestimmt in einem größeren Venue, das ist jedem Besucher so klar, wie die Sonne über Melbourne warm ist.

Setlist Courtney Barnett. Live Music Hall, Köln (13.06.2018)

01 Hopefulessness
02 City never sleeps
03 Charity
04 Need a little time
05 Nameless facelees
06 I´m not your mother, I´m not your bitch
07 Crippling self doubt and a general lack of self confidence
08 Help your self
09 Walkin on eggshells
10 Sunday roast
11 Avant Gardener
12 Don´t apply compression gently
13 An illustration of loneliness (Sleepless in New York)
14 Small poppies
15 Elevator
16 Depreston
17 History Eraser
18 Anonymous Club (Zugabe)
19 Pedestrian at Best (Zugabe)

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Text: Dennis Kresse

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