BRIAN ENO – neues Video „Decline and Fall“ – das Album „Film Music 1976 – 2020“ ab Freitag

Genau genommen begann Brian Enos langjährige Affäre mit dem Medium Film schon vor 50 Jahren: Im Jahr 1970 steuerte er den Soundtrack zu Malcolm Le Grices experimentellem Kurzfilm „Berlin Horse“ bei. Sechs Jahre später arbeitete er dann an „Sebastiane“ mit – sowie an einem längst in Vergessenheit geratenen Horror-B-Movie aus Griechenland namens „Land Of The Minotaur“, auch bekannt als „The Devil’s Men“. Der wenig später veröffentlichte Albummeilenstein „Music For Films“ bescherte Eno tatsächlich eine ganze Reihe von Soundtrack-Aufträgen: Zu den frühen Klassikern zählen unter anderem das „Prophecy Theme“ aus David Lynchs Film „Dune“ (dt. „Der Wüstenplanet“), „From the Beginning“ aus Dario Argentos „Opera“ (dt. „Terror in der Oper“) sowie „Force Marker“ und „Late Evening In Jersey“ aus dem Hollywood-Epos „Heat“ von Michael Mann. Unvergessen sind auch „Under“ aus dem Film „Cool World“ von Ralph Bakshi und Enos Coverversion von William Bells Soul-Song „You Don’t Miss Your Water“, zu hören in Jonathan Demmes „Married To The Mob“ (dt. „Die Mafiosi-Braut“).

Sein 1978 veröffentlichtes Studioalbum „Music For Films“ war eine lose Zusammenstellung von Aufnahmen, die Eno zwischen 1975 und 1978 gemacht hatte. Ursprünglich als „Soundtrack zu imaginären Filmen“ konzipiert, war nur das abschließende „Final Sunset“ tatsächlich für einen Film komponiert worden. Der Titel der LP jedoch bewahrheitete sich, denn nahezu alle Tracks des Albums wurden später für unterschiedliche Filme genutzt – u.a. in Werken von Derek Jarman, im Remake von Jean-Luc Goddards „Atemlos“, John Woos „City Wolf“ (Originaltitel „A Better Tomorrow“), dem Film „Rock & Roll Highschool“ sowie in Todd Haynes „Safe“.

Dasselbe Konzept verfolgte Eno noch ein weiteres Mal: Zusammen mit U2 für das Gemeinschaftsprojekt „Original Soundtracks 1“, das sie unter dem Pseudonym Passengers vorlegten. Vier der gemeinsamen Songs waren schon vor der Veröffentlichung in Filmen eingesetzt worden: „Beach Sequence“ und „Your Blue Room“ in Antonionis „Jenseits der Wolken“ (engl. „Beyond The Clouds“), „Miss Sarajevo“ im gleichnamigen Dokumentarfilm über einen Schönheitswettbewerb während der Belagerung von Sarajevo im Bosnienkrieg und „One Minute Warning“ im japanischen Science-Fiction-Animationsklassiker „Ghost In The Shell“ von Mamoru Oshii. Der Song „Always Forever Now“ war hinterher Teil des Soundtracks von „Heat“.

Schon Mitte der Siebziger begann die lange und sehr ergiebige Zusammenarbeit mit dem britischen Filmemacher Derek Jarman, der Eno bereits für seinen allerersten Spielfilm „Sebastiane“ dazu geholt hatte, um das Stück „Final Sunset“ für die abschließende Szene beizusteuern. Die Zusammenarbeit der beiden endete erst mit dem viel zu frühen Tod von Jarman im Jahr 1994. Neben den Kompositionen für „Sebastiane“ entstanden Stücke für insgesamt vier Jarman-Filme, u.a. „Still Water“ und „Dover Beach“ für den Film „Jubilee“, „Blue“ sowie der komplette Score des autobiografischen Films „Glitterbug“, seinem letzten Werk.

Die Stücke „An Ending (Ascent)“ und „Deep Blue Day“ stammen von „Apollo: Atmosphere & Soundtracks“, Enos Zusammenarbeit mit seinem Bruder Roger und Daniel Lanois. Ursprünglich hatten sie die Musik für „For All Mankind“ geschrieben, Al Reinerts bahnbrechenden Dokumentarfilm über die Apollo-Mondmission. Allerdings sollte sich der Song „An Ending (Ascent)“ in den Jahren danach verselbständigen: Man kennt ihn aus Steven Soderberghs „Traffic“ (dt. „Traffic – Macht des Kartells“) genauso wie aus Danny Boyles „28 Days Later“ oder auch aus Miguel Artetas „Beatriz at Dinner“. Auch während der Eröffnungszeremonie der Olympiade in London im Jahr 2012 war das Stück zu hören. „Deep Blue Day“ wird hingegen für immer Erinnerungen an Ewan McGregors legendären Toiletten-Tauchgang aus „Trainspotting“ wecken…

Neben den bereits erwähnten Soundtracks für „Glitterbug“ und „For All Mankind“ hat Brian Eno auch für viele weitere Filme komplette Scores geschrieben – u.a. für Peter Jacksons „The Lovely Bones“ (dt. „In meinem Himmel“) sowie für Henrique Goldmans atmosphärisches Serienkiller-Biopic „O Nome da Morte“ („A Man Called Death“), für Slavoj Žižeks Dokumentarfilm „The Pervert’s Guide to Cinema“, Gary Hustwits Doku über den deutschen Industriedesigner Dieter Rams („Rams“) sowie zuletzt für den Dokumentarfilm über Enos langjährigen Freund und Wegbegleiter Stewart Brand – „We Are As Gods“ –, der erst Anfang 2021 Premiere feiern wird.

Auch an zahlreichen Fernsehproduktionen wirkte Brian Eno mit, unter anderem an allen drei Staffeln der preisgekrönten UK-Serie „Top Boy“, wofür er sogar einen BAFTA Award bekam, sowie an Danny Boyles „Mr. Wroe’s Virgins“, was ihm und seinem Bruder Roger eine weitere BAFTA-Nominierung bescherte („Best Original Television Music“). Weitere TV-Arbeiten machte Eno u.a. für „Hammerhead“ (BBC Natural World), „Francis Bacon’s Arena“ sowie für Neil Gaimans Urban-Fantasy-Serie „Neverwhere“ und Stewart Brands BBC-Miniserie „How Buildings Learn“.

Insgesamt waren in den letzten Jahrzehnten Hunderte von Enos Arbeiten in Kino-, Dokumentarfilm und TV-Produktionen zu hören – allein gut 20 Scores für ein paar der größten Regisseure der Welt gehen auf sein Konto. „Film Music 1976 – 2020“ ist das erste Album, das die Höhepunkte aus diesem Teil seines Werks vereint, indem hier 17 seiner bekanntesten Film-/TV-Kompositionen zusammenkommen. Es ist die perfekte Eintrittskarte in die Welt der Eno-Soundtracks.

Text: Pressemitteilung

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