Agustín Strizzi, argentinischer Percussionist mit feinstem Rhythmusinstinkt, baut auf The Flop ein Modern-Latin-Jazz-System, das so offen, atmend und weit ist wie eine nächtliche Buenos-Aires-Straßenecke kurz vor Sonnenaufgang. Statt technischer Effekthascherei oder überambitionierter Jazz-Akrobatik serviert Strizzi ein Album für Herz und Seele – mit genau der Art von Leichtigkeit, die entsteht, wenn jemand sein Metier dermaßen verinnerlicht hat, dass er es mühelos wieder auseinandernehmen kann.
Die Percussion ist hier kein Beifahrer, sondern das emotionale Navigationsgerät. Strizzi verzahnt pulsierende Latin-Grooves mit modernen Jazzstrukturen, ohne je in Genre-Klischees abzudriften. Alles wirkt organisch, offen, unaufgeregt – als würde man einem Ensemble zuhören, das permanent liefert, ohne sich dafür anstrengen zu müssen.
Melodisch lädt The Flop zu einer Reise ein, die immer wieder überrascht, aber nie überfordert. Die Harmonien gleiten, brechen aus, finden zurück, während Strizzi im Hintergrund mit einem feinen Gespür für Raum und Stille arbeitet. Auch das macht die Platte besonders: Sie ist rhythmisch komplex, aber emotional sehr zugänglich.
„The Flop“ floppt an keiner Stelle – im Gegenteil. Es ist ein Album, das die Grenzen zwischen Kopf und Bauchmusik einreißt und sie durch ein weit geöffnetes, warm pulsierendes Latin-Jazz-Universum ersetzt. Strizzi zeigt, wie modern diese Musik sein kann, wenn sie niemandem etwas beweisen muss.
Text: Dennis Kresse
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